Meinen letzten Tag in Venedig habe ich auf den Inseln in der Laguna verbracht: Murano, Burano, Torcello und San Michele. Von Glas, Spitze, bunten Häusern und einem Friedhof…
Die Inseln der Lagune
Absolut auch sehenswert sind die Inseln in der Lagune. Insgesamt gibt es rund 120 Inseln, wovon viele aber nicht bewohnt sind (nur 11 um genau zu sein) und nicht alle (einfach) zu besichtigen sind. Die 3 bekanntesten Inseln sind Murano, Burano und Torcello. Diese kann man eigentlich sehr bequem mit den Vaporretos erreichen und es ist kein besonderes (höherpreisiges) Ticket nötig. Wer nicht so viel Zeit hat und/oder sich nicht selbst kümmern möchte, kann auch eine geführte Tour buchen.
Die Inseln der Lagune sind auf jeden Fall eine Tagestour wert
Die Insel der Glasbläser Murano
Meine Rundfahrt hat bei der Insel Murano begonnen. Sie besteht aus 7 kleineren Inseln und es leben etwa 6.000 Menschen auf ihr. Sie ist das Zentrum der venezianischen Glasbläser. Die Glaskunst aus Burano ist in der ganzen Welt bekannt und beliebt. Die Technik wurde innerhalb der Familien weitergegeben und wie ein Augapfel behütet. Heute gibt es noch etwa 45 produzierende Betriebe. Sie ist neben Venedig die wichtigste Inseln der Lagune.
Hübsche Details in Murano
Sehr interessant ist bestimmt eine Glasvorführung in einer Glasfabrik. Hier kann man einem Glasbläser-Meister bei der Herstellung eines Kunstwerks zusehen. Viele versuchen die Touristen direkt an der Fähre „abzuschleppen“ um möglichst viele in die eigene Fabrik zu bringen. Nach der Show sollen dann Souvenirs in den häufig großen Verkaufsräumen verkauft werden. Diese Shows sollten i.d.R. kostenlos sein. Als seriöser Anbieter habe ich häufig von dem Glasunternehmen Guarnieri gelesen, wo die 10-Minütige Show etwa 3 € Eintritt kostet. Ich habe das leider verpasst, da ich recht früh unterwegs war und sie noch nicht geöffnet hatten.
In Murano dreht sich alles um Glas!
Von der Haltestelle Murano Colonna geht es für mich an einem der schmaleren Kanäle entlang zum Zentrum der Inseln. Auf dem (Platz) Campo Santo Stefano befindet sich eine große Glasfigur, die hin und wieder zu wechseln scheint. Bei mir war offenbar noch Weihnachten das Motto, denn es stand ein großer Weihnachtsbaum aus Glas dort. Bekannt ist der Platz auch für einen Stern aus blauem Glas.
Entlang des Kanals in Murano – Nachts ist hier bestimmt alles schön beleuchtet
Eine Glasfigur am Campo Santo Stefano
Gegenüber dem Campo Santo Stefano befindet sich die Chiesa di San Pietro Martire. Die Kirche aus roten Ziegeln musste nach einem Brand im 13. Jhd neu errichtet werden. Sie ist bekannt für Ihr Bild des Dogen Agostino Barberigo von Giovanni Bellini ihre zwei Altarbilder von Paolo Veronese. Seit 1806 ist sie geschlossen, bzw. seit 1813 nur noch für Gottestdienste geöffnet.
Die Chiesa di San Pietro Martire im Hintergrund
Murano gehörte zu den bevorzugten Sommeraufenthalten der Venezianer und viele wohlhabende Einwohner hatten hier eine Prachtvilla, da sie von der gesundheitsfördernden Wirkung dieses Ortes überzeugt waren. Der Palazzo da Mula ist eine der letzten dieser Villen aus dem 15. und 16. Jhd. die in Murano noch zu bewundern sind.
Murano hat auch einige sehenswerte Häuser
Mal sehen wie lange der Stumpf noch steht :-)
Wer mehr über das Thema Glas aus Murano erfahren möchte, sollte einen Blick in das Museo del Vetro werfen. Hier geht es rund um das Thema Glas und seine Geschichte und natürlich das Glas aus Murano.
Natürlich gibt es auf Murano ein Glas Museum
Interessant fand ich auch die Geschichte der Santa Maria e San Donato. Die Kirche aus dem 12. Jhd ist bekannt für ihr byzantinisches Mosaikpflaster. Wie es typisch für Italien ist befindet sich der Glockenturm von einige Meter neben der Kirche. Auf dem Gelände kann man außerdem ein kleines Kriegsdenkmal sehen. Im Inneren – hinter dem Altar – befinden sich vier Knochen: jeweils rund ein Meter lange Rippen Knochen. Der Legende nach wurde von St. Donatus ein Drache erschlagen – dessen Knochen hier nun hängen. Tatsächlich sind es aber wohl eher Walknochen.
Die Kirche Santa Maria e San Donato und ihr Glockenturm
Die „Drachenknochen“ hinter dem Altar
Von der Haltestelle Murano Faro setzte ich meine Reise zur nächsten Inseln fort. Hier steht der Leuchtturm Faro di Murano, der früher den Schiffe in der Laguna als Orientierung diente und auch heute noch aktiv ist.
Die schwarzen Streifen sollen helfen, dass der Turm bei Nebel besser gesehen werden kann
Die kunterbunte Insel Burano
Als nächstes ging es auf die Insel Burano – hier war es auch schon deutlich voller. Die Insel liegt etwas weiter nördlich in der Lagune und kann in ca 40 Minuten von Venedig aus erreicht werden. Die Insel hat etwa 3.000 Bewohner und ist eine der kleineren (bewohnten) Inseln. Sie ist bekannt für ihre Spitzenartikel (Textilien) und ihre knallbunten Häuschen. Die Insel hat sich ein wenig ihre Einfachheit erhalten – sie hat den Charme eines Fischerdörfchens, allerdings war sie bei mir (trotz Nebensaison) schon sehr überlaufen.
Wenn man Glück hat, ist das Wasser etwas ruhiger und man kann die tolle Spiegelung mitfotografieren
Besonders toll sind die bunten Häuschen der Insel. Dies ist eine alte Tradition zu denen es verschiedene Theorien gibt. Die eine geht davon aus, dass dies signalisieren sollte, dass die Bewohner im Mittelalter von der Pest verschont geblieben sind, bzw. sie vor der Pest verschonen sollten. Eine andere besagt, dass die Fischer auf dem Wasser bei Nebel ihre Insel so besser wieder finden konnten. So oder so – der Anblick wie sich die bunten Häuschen in den Kanälen spiegeln ist schon großartig!
Bunte Häuschen in Burano
Besonders gut (und hier war es auch etwas ruhiger) haben mir die Häuschen hier gefallen: Fondamente Pontinello Sinistra, Ponte della Vigna, Calle de le Botte & Fondamenta della Pescheria.
Man muss aber schon ein bisschen Geduld haben um ein Foto ohne Menschen zu bekommen – die Insel ist gut besucht
Wer sich mehr über das traditionelle Handwerk der Spitze informieren möchte, besucht das Museo del Merletto. Leider ist das Handwerk am aussterben. Die Arbeit ist sehr aufwändig und es dauert sehr lange bis ein Tuch fertig gestellt ist. Heute sind es fast nur noch die älteren Damen, die das Handwerk beherrschen, denn es fehlt der Nachwuchs. Viele dieser Damen kommen in das Museum um dort zu arbeiten und man kann ihnen dabei zusehen. Das Museum ist auch gleichzeitig eine Schule.
In Burano geht es um Spitze – leider sind die meisten Textilien in den Souvenirshops Importe aus China und keine Originale
Das Spitzen-Museum von Burano
Gegenüber von dem Museum befindet sich die Kirche Parrocchia di San martino Vescovo. Im Kircheninneren gibt es einige Kunstwerke, wie z.B. das Bild Die Kreuzigung Giovanni Battista Tiepolo. Bekannt ist die Kirche aber besonders für ihren auffälligen schiefen Kirchturm.
Der Turm ist wirklich ganz schön schief!
Wer freude an tollen Fotomotiven hat, ist hier richtig!
Bunte Häuser und tolle Brücken!
Beliebt sind auch die Tücher vor den Häusern
Wer sich einen – zugegeben nicht wirklich gesunden – Snack genehmigen möchte, ohne in eines der teureren Restaurants einkehren zu müssen, kann sich den Imbiss direkt an der Fähren-Station ansehen: Fritto misto. Hier gibt es frittierten Fisch mit Blick aufs Wasser.
Über eine Brücke ist Burano mit der etwas ländlicheren Insel Mazzorbo verbunden. Hier leben etwa 300 Menschen. Hier gibt es ein wenig Weinanbau und deutlich mehr Grünfläche als auf Burano selbst. Um die Kirche San Michele Arcangelo gibt es einen hübschen Park, der einen Spaziergang wert ist. Die Insel hat auch eine eigene Fähren-Station – wo es wider rum auch ein paar hübsche Häuschen zu sehen gibt.
So viel Grün auf einem Fleck hat man nicht so oft in Venedig
Auf Burano sind – im Gegensatz zu Venedig selbst – Fahrräder erlaubt
Die grüne Insel Torcello
Die am weitesten von Venedig entfernte (bewohnte) Insel ist Torcello. Sie ist seit dem 10. Jhd bewohnt und früher hatte sie – je nach Zeit – zwischen 5.000 bis 30.000 Einwohnern. Heute sind es nur noch etwa 25 Menschen! Die Sehenswürdigkeiten sind überschaubar – trotzdem fand ich die Insel sehr sehenswert und es war auch angenehm ruhig.
Blick auf das kleine Dörfchen
Von der Fähren-Station läuft man ungefähr 500m in die Insel hinein, bevor man das kleine Dörfchen erreicht hat. Auf dem Weg kommt man direkt an einer der Sehenswürdigkeiten der Insel vorbei: der Ponte del Diavolo. Eine venezianische Brücke – ohne Brüstung. Ihr Name ist nicht ganz eindeutig erklärt. Manche sagen, dass der Diavoli der Spitzname einer dort lebenden Familie war. Andere erzählen eine Legende, dass immer in der Nacht des 24. Dezember der Teufel in Form einer Katze auf der Mitte der Brücke erscheint…
Teufel hin oder her – ein schönes Fotomotiv ist die Brücke
Em Ende der Insel kommt man an einen kleinen Platz, wo sich das Museo di Torcello befindet. Hier findet man eine Sammlung verschiedener archäologischer Artefakte, die die Geschichte der Lagune und der Stadt Venedig erzählt. Es gibt hier zwei Abteilungen zu besichtigen: eine archäologische und eine über die Zeit des Mittelalters bis zur Neuzeit. Außerdem kann man hier den „Thron des Attila“ sehen. Dieser hat zwar nichts mit dem gleichnamigen Hunnenkönig zu tun, aber er ist trotzdem ein beliebtes Fotomotiv.
Das Museo die Torcello
Hier gibt es auch einige hübsche Ausstellungsstücke außerhalb des Museums zu bewundern
Der Thron des Attila – sieht gemütlich aus!
Ansonsten hat die Insel noch zwei Kirchen zu bieten. Einmal die Chiesa di Santa Fosca aus dem 11. Jhd die wohl dank eines Märtyrergrab errichtet wurde. Die zweite Kirche ist Basilica di Santa Maria Assunta, die 1008 geweiht wurde. Wer noch nicht genug von tollen Aussichten hat, sollte es nicht verpassen den Glockenturm zu besichtigen (5€ Eintritt). Von hier aus hat man eine grandiose Aussicht auf die Lagune.
Die Chiesa di Santa Fosca ist zwar schlicht – aber trotzdem sehr schön
Der Glockenturm der Basilica di Santa Maria Assunta – von unten nach oben fotografiert – hier heißt es: Treppen steigen…
… dafür bekommt man eine schöne Aussicht zu sehen
Ein Blick auf Burano
Man kriegt auch den ein oder anderen Einheimischen zu Gesicht
hübsche Details in Torcello
Die Friedhofsinsel San Michele
Danach ging es für mich wieder zurück in Richtung Venedig. Kurz vor der Stadt befindet sich noch eine weitere Insel, die ich mir ansehen wollte. Die Friedhofsinsel San Michele. Aus Platzmangel wurden die Toten Venedigs auf diese Insel gebracht. Zunächst wurden sie noch einzeln begraben, dann wurden sie in Blöcken gestapelt.
Die Kirche der Insel ist die Michaeliskirche – die erste Kirche an dieser Stelle stammt aus dem 10. Jhd. – die heutige wurde 1460 erbaut. Auffallen tut sie durch ihren aus Terrakotta im gotisch-venezianischen Stil errichteten Glockenturm. Die weiße 6-eckige Kapelle an der Ecke ist die Kapelle Emiliani. In der Kirche gibt es einen wunderschönen Kreuzgang.
Die Insel der Toten wird San Michele auch genannt
Hier sieht man den Glockenturm und die Kapelle Emiliani sehr gut
Auf der Insel ist zwar fotografieren nicht erlaubt, aber das Bild konnte ich mir nicht verkneifen
Ein kurzer Eindruck der Insel – es gibt neuere, aber auch einige sehr alte Gräber
Falls noch jemand Lust auf eine weitere Insel hat, kann noch nach Lido di Venezia fahren. Diese Insel habe ich zwar nicht mehr geschafft, habe aber häufig gelesen, dass sie auch sehr sehenswert ist. Sie ist die die bevorzugte Sommerresidenz der venezianischen Familien und man findet hier herrliche Sandstrände und prachtvolle Villen.
Fazit Venedig
So. Nach den 3 vollen und aufregenden Tagen in der venezianischen Stadt ging es für mich wieder in Richtung Heimat. Ich bin sehr zufrieden und glücklich, dass ich endlich da war. Mein Fazit ist trotzdem ein bisschen zwiegespalten. Venedig als Stadt ist so wunder-wunderschön! Eine einmalige Location mit so unglaublichen vielen, tollen Fotomotiven. Es hätte noch so viel mehr wunderschöne Gebäude (und Fotos) gegeben, die ich hier gern gezeigt hätte, aber das hätte den Rahmen gesprengt (hat es glaube ich so schon!). Hier sollte man sich wirklich mal durch die kleinen Gassen treiben lassen und einfach ein wenig entdecken. Venedig ist einmalig!
Venedig macht auch bei Nacht eine schöne Figur
Weniger positiv finde ich die Menschenmassen. Natürlich. Die Einmaligkeit zieht Publikum an. Während man an den weniger populären Sehenswürdigkeiten oder zu früher Stunde vielleicht etwas Ruhe genießen kann, ist es sonst überall proppe voll. Das fand ich schon recht störend und auch anstrengend. Darüber sollte sich jeder bewusst sein! Ich würde einen besuch nur außerhalb der Hauptsaison empfehlen. Wenn man aber in der Nebensaison und vielleicht nicht am Wochenende (ich habe den Unterschied zwischen Donnerstag und Samstag schon deutlich gemerkt) anreist und vielleicht auch nicht die frühen Morgenstunden scheut, kann man die Stadt aber trotzdem auch genießen!
Tschüß Venedig! Es war schön mit dir