Im Sommer habe ich mir die Zeit genommen, ein nicht weit entferntes Gebiet in Deutschland genauer zu erkunden und zu fotografieren: der Odenwald! Dabei habe ich einige Ziele entdeckt, die ich bisher sogar noch gar nicht kannte. Kurz: der Odenwald lohnt sich!
Einmal im Jahr suche ich mir ein Thema aus der Nähe aus, über das ich schreiben und ablichten möchte. Dieses Jahr fiel meine Wahl auf den Odenwald, denn Darmstadt gilt als das „Tor zum Odenwald“ und als Darmstädterin treibe ich mich dort des öfteren herum. Der Odenwald verteilt sich auf drei Bundesländer: Hessen, Bayern und Baden-Württemberg.
Was hat der Odenwald denn zu bieten? Das sagenhafte Mittelgebirge in Deutschland ist nicht nur ein wahres Paradies für Wander-Begeisterte, denn die Wege sind gut ausgebaut und die Landschaften wunderschön. Es gibt außerdem beeindruckende Burgruinen zu entdecken, Reiterhöfen für Pferdefreunde, kurvenreiche Strecken für begeisterte Mountainbike- und Motorradfahrer, leckere Weine entlang der Bergstraße und im Winter kann man auch Wintersport betreiben. Und wusstet ihr, dass die Nibelungen-Sage neben Worms auch im Odenwald spielt? Hier findet sich das Jagdgebiet der Nibelungen und Siegfried wurde hier von Hagen von Tronje erschlagen (Ok, oder in den Vogesen – Detaaaaiiils….)
Heute beschäftigen wir uns mit dem vorderen Odenwald. Man findet hier sanfte Hügel und Äcker, dichte Wälder, Burgen mit leckeren Einkehrmöglichkeiten und Wanderwege soweit einen die Füße tragen können.
Fischbachtal – kleine Stadt mit großem Schloss
Beginnen wir unseren Rundgang im Fischbachtal – ein kleines Städtchen mit etwa 2.700 Einwohnern, umgeben von Wäldern, kleines Flüsschen und Wiesen. Schon bereits von weitem zu sehen, ist das Schloss Lichtenberg. Das Schloss (ursprünglich eine Burg) wird das erste mal gegen 1228 urkundlich erwähnt – man kann aber nicht ausschließen, das bereits früher eine Burg vorhanden war. Man geht von eine Entstehen um 1200 aus. Die Burg wurde gegen 1570 zum Schloss ausgebaut und wurde damit zum ersten Renaissanceschloss in Südhessen.
In dem Schloss befindet sich das Landschaftsmuseum, es werden darüber hinaus aber regelmäßige Veranstaltungen angeboten, wie Schlosskonzerte und Führungen.
Das Schloss trohnt über der Stadt und ist bereits von weitem zu sehen
Der Innenhof des Schlosses
Ebenfalls gut sichtbar von weitem ist das Bollwerk – ein ehem. Geschützturm mitten in der Stadt, der 1503 errichtet wurde und über das Schloss wachte. Er hat fast einen Durchmesser von 19m und ist 15m hoch. Die Mauerstärke im EG ist dabei fast 6m dick. Heute ist keine mehr der damaligen Kanonen vorhanden – trotzdem kann man das Bollwerk besichtigen und die schöne Aussicht von der Aussichtsplattform genießen.
Das Bollwerk umgeben von Häusern
Hier hatte ich bereits über eine Wanderung durch dem St. Jost Pilgerweg durch Fischbachtal berichtet – Wandern im Fischbachtal (Odenwald)
Kleines Felsenmeer – gar nicht so klein und trotzdem fein
Ein hübscher Ort für eine kleine Wanderung ist das kleine Felsenmeer. Er gehört zum Geopark Bergstraße-Odenwald und ist direkt vom nahen Parkplatz bei Steinau zu entdecken. Ein Meer von kleinen Steinen befindet sich am Hang und es macht Spaß über sie drüber zu klettern. Da das kleine Felsenmeer deutlich unbekannter ist als das Felsenmeer bei Lautertal (dazu in einem späteren Eintrag mehr) ist es hier deutlich ruhiger und fast mystisch. Kombinieren kann man die Wanderung noch z.B. mit den Gagernsteinen, das Rimdidim und das Zindenauer Schlösschen
Ich hatte das kleine Felsenmeer ganz alleine für mich!
Die klingenden Steine – klopft man mit den „dazugehörigen“ Steinen auf sie, „erklingen“ sie
Reichelsheim – die „Teilzeit“ Märchenhauptstadt Deutschlands
Umgeben von toller Landschaft, mitten im vorderen Odenwald, liegt Reichelsheim – dieses Städtchen ist für seine Märchen- und Sagentage bekannt – ein Fest ende Oktober zu dem sich der Ortskern in ein riesiges mittelalterliches Fest mit Gauklern und Musikern verwandelt. Außerdem kann man hier auch leckere regionale Produkte wie Lebkuchen, Apfelsekt und Schokolade genießen.
Zu den sagenumwobenen Ruinen in der Umgebung gehört das Schloss Reichenberg – was eigentlich kein Schloss ist, sondern eine Burgruine einer Höhenburg. Die erste Burg an dieser Stelle stammt von 1150, die heute soll Mitte/Ende des 13. Jhd erbaut worden sein. Natürlich wurde sie im Laufe der Jahre erweitert, es kam sogar im 15. Jhd eine kleine Kapelle hinzu. Im 16. Jhd wurde sie dann im Renaissancestil umgebaut. 1825 war sie schon lange kein Residenzsitz mehr und wichtige Funktionen wurden nach Reichelsheim selbst verlegt, so dass das Schloss verfiel und als Steinbruch genutzt wurde. Danach wurde sie aber nochmal als „Deutsche Familien-Schule Schloss Reichenberg“ bekannt und war ein Ausbildungsort für die Söhne reicher Familien aus ganz Europa. 1924 wurde das Schloss an Jakob Siefert verkauft, der sie vor dem Verfall rettete. Sie war dann Pension, dann Erholungsheim, dann – bis heute – Begegnungs- und Tagungsstätte mit einem Schlosscafe und einem Erlebnisparcours für Schulklassen, Familien und Jugendgruppen.
Das Schloss befindet sich heute im Privatbesitz und ist kostenfrei. Parken kann man auf dem Weg, ca 300m von der Burg entfernt.
Der Eingang zur Vorburg
Links sehen wir die Kapelle – sie war zerfallen und wurde erst um 1947 wieder restauriert. Seit1988 wird sie auch wieder als Kirche verwendet
Eine weitere Burg ist die Burg Rodenstein – die Ruine einer Hangburg mitten im Wald, die um 1240 errichtet wurde. 1635 starb die ganze Familie Rodenstein an der Pest und die Burg wurde seitdem nicht mehr bewohnt. Es wurde begonnen Teile der Burg als Baumaterial wiederzuverwenden und die Burg zerfiel zu der Ruine, die wir heute kennen. Sie ist frei zugänglich und kann jederzeit besichtigt werden.
Hier hatte ich bereits über eine Wanderung bei Reichelsheim und der Burg Rodenstein berichtet: Wandern: in Reichelsheim/Odenwald
Neunkircher Höhe – schöne Wanderung mit idyllischem Wald und Aussichtsturm
Richtig schön und ausgiebig wandern kann man auch bei der Neunkircher Höhe im Modautal – die zweithöchste Erhebung im Odenwald, oder auch die höchste im hessischen Odenwald. Man ist sich nicht ganz sicher, woher der Name kommt. Manche spekulieren, dass es hier mal neun Kirchen gegen haben soll – aber dafür gibt es keinen Nachweis. Wahrscheinlicher ist, dass hier einst neun Gemeinden hergezogen sind, aber es nur eine Kirche gab – die dann zu allen neun Gemeinden gehörte. Ein schöner Punkt für eine Wanderung ist der Kaiserturm – hier gibt es ein kleines Cafe, in dem man leckeren Kuchen essen kann und eine schöne Aussichtsplattform, die für 0,50 € besichtigt werden kann. Natürlich hat man von hier oben eine tolle Aussicht auf die Region.
einen ruhigen Wanderweg findet man auf der Neunkircher Höhe
Der ursprüngilche 24m hohe Kaiserturm wurde 1888 erbaut. 1904 wurde er während einer Sturmnacht umgerissen. Der heute 34m hohe Turm wurde 1906/07 errichtet.
bei klarem Wetter kann man vom Kaiserturm bis in die Pfalz und über Frankfurt hinweg in den Taunus blicken
Mein Wanderweg führte mich an zwei Quellen vorbei – beide waren eher klein, aber es war während meines Besuches auch sehr, sehr warm und trocken. Die erste war die Gersprenz-Quelle – die Gersprenz selbst ist 47km lang und hat eigentlich keine direkte eigene Quelle, sondern ist ein Zusammenfluss von Mergbach und Osterbach. Die nächste Quelle auf dem Weg ist die Modau-Quelle, die hier entspringt und 44km bis Stockstadt in den Rhein fließt.
Auf dem 1932 angebrachten Holzschild bei der Gersprenz-Quelle steht „Ohne Dich klein und schlicht gäb es unsre Gersprenz nicht“
Für die Route kann ich diese Runde sehr empfehlen – es war eine nicht ganz unanstrengende, aber schöne Runde.
Lindenfels – Stadt der Drachen
Der heilklimatischer Kurort wird auch die „Perle des Odenwalds“ genannt. Umgeben von Wald ist die Stadt ein perfekter Ausgangspunkt für eine Wanderung im Odenwald. Seit sich die Stadt 2009 für den Wettbewerb „Ab in die Mitte 2010“ mit ihrem Konzept für die „Drachenstadt“ bewarben und auch zum Landessieger gekürt wurden, steht sie ganz unter dem Motto Drachen. Über die ganze Stadt verteilt findet man 17 bunte Drachenfiguren und andere putzige zum Thema passende Dekorationen. Einmal im Jahr findet hier auch ein Drachenfest statt. Außerdem befindet sich hier das Deutsche Drachenmuseum, wo man sich rund um das Thema Drachen aus aller Welt informieren kann.
Der Lindenfelser Drachen wurde anhand von Bildern eines Malwettbewerbs umgesetzt – er ist 1,4m groß
Drachenmuseum im historischen Baureneck Haus
Im Bürgerturm befindet sich auch noch eine Ausstellung des Drachenmuseums – außerdem ist er ein Aussichtsturm mit toller Aussicht
Über der Stadt thront die Ruine der Burg Lindenfels. Sie wurde das erste Mal im 11. Jhd urkundlich erwähnt und gehört damit zu den vermutlich ältesten Burgen im inneren Odenwald. Lange überstand sie Kriege fast unbeschadet, als sie dann aber an Bedeutung verlor und sie als Steinbruch genutzt wurde. Im 19. Jhd wurde der Abbau dann gestoppt und so kann man heute noch den grandiosen Ausblick in die Weiten des Odenwalds genießen. Hier finden regelmäßige Feste, wie das Burg- und Trachtenfest oder auch Open-Air Veranstaltungen. Sie kann kostenfrei besucht werden. Es lohnt sich auch rund um die Burg ein wenig durch die Altstadt und die ehemaligen Stadtbefestigung zu schlendern.
Die Burg über der Stadt
In der Altstadt findet man einige Infotafeln verteilt, die über die damaligen Funktionen einiger Gebäude informieren
Ein Blick auf die Burg von meiner kleinen Wanderung aus
Um die Burg herum findet man auch jede Menge grün und Teile der ehem. Stadtbefestigung
Die Aussicht ist wirklich fantastisch
Von der Burg sind fast nur noch die Mauern übrig
Ein wenig außerhalb des Stadtzentrums befindet sich die Bismarckwarte. Der von 1906-1907 erbaute Aussichtsturm ist 12,3m hoch und kann über eine Wendeltreppe kostenfrei bestiegen werden. Ursprünglich stand hier mal ein Tempel. Die Kosten für den Turm von 9.000 Mark wurden über Spenden und Einnahmen von örtlichen Veranstaltungen gesammelt.
Wer sich für eine Wanderung rund um Lindenfels interessiert, kann sich diese Tour mal anssehen.
Tromm – ein Berg mit schöner Landschaft
Ein weiterer Berg im Odenwald ist der Tromm – mit seinen 577m höhe ist er der sechsthöchste Berg im Odenwald. Er gehört zu einer der schönsten Landschaften Hessen. Auf dem bewaldeten Berg findet man zahlreichen markante Felsformationen – das Trommgranit. Oben befindet sich der 27m hohe Ireneturm – der leider derzeit wegen Einsturzgefahr geschlossen ist. Ein Neubau ist seit 2017 geplant, aber leider gibt es derzeit noch keinen Termin.
Der erste Ireneturm wurde 1890 errichtet, wurde aber bereits nach wenigen Jahren abgerissen. 1910 folgte der uns bekannte, der seit 2013 gesperrt ist
Es gibt einen sehr schönen Panorama Wanderweg von Wald-Michelbach aus. Ein kurzer Spaziergang durch die kleine Stadt lohnt sich auch – sie hat eine putzige Altstadt mit einem hübschen Bücherbrunnen und einem Heimatmuseum, umgeben von hübschen kleinen Cafes mit grüner Aussicht.
Neben dem Bücherbrunnen findet man einige einzelne bronzene Bücher die Zitate berühmter Dicher und Denker tragen
Das Heimatmuseum befindet sich im historischen Zent-Rathaus von 1594 – hier werden Möbel und Werkzeuge aus dem 19. Jhd ausgestellt
Veste Otzberg – Eine Burg auf einem erloschenen Vulkan
Etwas abseits meiner anderen Ziele im vorderen Odenwald befindet sich die Veste Otzberg auf dem Berg Otzberg – einem erloschenen Vulkan. Die Veste wurde vermutlich Ende des 12. Jhd errichtet. Die Besitzer wechseln, die Burg wird verpachtet, ab 1717 wird sie als Invalidenkaserne und bis 1818 als Gefängnis genutzt. Dann wird sie als Steinbruch freigegeben, wovon die inneren Gebäude glücklicherweise größtenteils verschont geblieben sind. Vom Belfried genießt man einen tollen Ausblick bis nach Frankfurt und dem Taunus. Die Veste Otzberg kann kostenfrei besichtigt werden. Im ehemaligen Kommandantenhaus befindet sich eine leckere Burgschänke und im Palas das Museum Otzberg zur Geschichte der Burg. Ansonsten finden hier regelmäßige Veranstaltungen wie Märkte, Feste und Konzerte statt.
Hereinspaziert!
Links: der Bergfried – auch „Weiße Rübe“ genannt – ist das älteste Gebäude der Veste. Vom 17m hohen Turm hat man einen schönen Blick auf die Region
Blick vom Bergfried auf die Veste Otzberg
Reste der ehem. Stadtmauer – umgeben von grün
Burg Breuberg – am Rande des vorderen Odenwalds
Mein letztes Ziel befindet sich ganz nordöstlich vom vorderen Odenwald: die Burg Breuberg. Vermutlich wurde die Burg um 1200 errichtet. Nachdem die ursprünglichen Burgherren ausgestorben waren, wurde die Anlage an mehrere Besitzer verteilt und als Residenz genutzt. Heute befindet sich dort neben der Jugendherberge (wo ich als Kind tatsächlich mal mit der Schule war) noch das Museum des Breuberg Bundes.
Hier hatte ich bereits über eine Wanderung bei der Burg berichtet – Eine einfache Wanderung bei der Burg Breuberg
Auf der Burg kann man eine Führung, und neben einem Restaurant gibt es auch ein Cafe mit leckerem Kaffee und Kuchen.