Endlich sollte mein Roadtripp so richtig beginnen. Die heutige Route sollte mich vom Hvalfjord bis nach Borgarnes führen. Auf dem Weg erwarteten mich einige schöne Landschaften und die ersten Wasserfälle…. Von Fjorden, Walen und Bergen….
Die Tücken mit dem Mietwagen
Zeitig checkte ich aus dem Hostel aus und wandte mich meinem kleinen Problem zu: meinem Auto. Die Meldung, dass der Öl Service fällig war, ließ mir keine Ruhe. In der Windschutzscheibe entdeckte ich einen Aufkleber, der besagt, dass bei 125.000 km der check fällig wäre. Wie viel km hatte das Auto drauf? Genau, frisch 125.000 km. Natürlich heißt so eine Meldung erstmal nur, dass der Service gemacht werden soll. Nicht, dass auch zwingend ein Problem besteht.
Trotzdem machte mich das nervös. Aber selbst ist die Frau: Schnell den Öl Stand gecheckt und _gerade so_ für ausreichend befunden. Dabei ist mir auch aufgefallen, dass das Kühlwasser _gerade so_ am Minimum ist. Hat sich überhaupt irgendwer das Auto angeguckt, bevor sie mich damit auf die Welt los gelassen haben? Naja… Vorsichtshalber doch nochmal mit der Autovermietung telefoniert: Solang kein „echter“ Fehler kommt, soll ich einfach weiter fahren. Na schön …. Das hinterließ bei mir erstmal ein mulmiges Gefühl. Wer weiß, was noch kommen würde? Ich habe mich schon irgendwo im nirgendwo mit einem Fehler stehen sehen. Das Auto hat es auch bei jedem Start nicht versäumt, mich an den Öl Service zu erinnern. Den ganzen Urlaub lang. Gnah!
Hier stehen die Berge in Reih und Glied
Unterwegs entlang des Hvalfjords
Ich habe potenzielle Probleme dann erstmal verdrängt und bin los gezogen. Das Wetter war noch etwas wolkig, neblig und diesig, aber ich sah potential. Mein erstes Ziel an diesem Tag: der Hvalfjord. Wer nur nach Norden möchte, kann den Fjord auch einfach mit einem Tunnel unter ihn hindurch fahren indem er weiter der Ringstraße folgt, aber dann verpasst man was. Ich hatte mich für den kleinen Umweg entschieden und wurde nicht enttäuscht.
Sonne und (Regen)Wolken um den Berg Esjubær
Endlich hatte ich den Bereich um Reykjavik hinter mir gelassen. Dort waren die Straßen breit und es war viel los gewesen. Jetzt wurden die Straßen schmaler und angenehmer – und so wie ich mir Island vorgestellt hatte. Die Landschaften veränderten sich und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Im Hintergrund erhob sich der Berg Esjubær und hätte am liebsten alle 2m einen Stop gemacht um Fotos zu schießen – so schön war es. Da muss man sich wirklich beherrschen. Und natürlich ist gerade am Anfang alles ganz besonders aufregend.
Ein Regenbogen!
Ein kleiner, malerischer Fluss am Straßenrand
Ich schaffte es, mich von der Landschaft los zu reißen und weiter zu fahren. Kurz darauf erreichte ich den Hvalfjord und ich habe die Straße praktisch für mich alleine. Der Name bedeutet Wal-Fjord und bezieht sich auf eine Legende: Einst lebte ein böser Wal, der hier sein Unwesen trieb. So kam es, dass ein zauberkundiger Priester ihn in den nahe gelegenen Hvalvatn-See lockte, wo er keinen Schaden mehr anrichten konnte. Übrigens ist der Hvalfjord mit seinen 84m an der tiefsten Stelle auch der tiefste Fjord Islands.
Zuerst ist vom Wasser nicht viel zu sehen…
… aber dann ist der Fjord da – wie großartig!
Mein erster Stop war hier der Fluss Laxa i Kjos. Laxa bedeutet Lachs – denn der Fluss ist einer der beliebtesten Flüsse der Lachse auf Island. Kurz nach diesem Rastplatz fließt er in den Fjord ein. Ein schöner Stop für eine kurze Pause.
Hier habe ich erstmal eine kleine Frühstückspause gemacht
Eine von unzähligen einspurigen Brücken, die auf dieser Reise auf mich warten würden
Mein zweiter Stop war der kleine Wasserfall Fossarétt. Ein kleiner Weg führt von dem Parkplatz zu dem etwas tiefer gelegenen Tal. Vor dem Wasserfall befinden sich die Mauerreste einer kleinen Ruine. Hier wurden wohl früher Schafe nach Farmen sortiert. Außerdem sollen die Mauerreste ein ehem. Handelsplatz aus dem 14. Jhd sein.
Berge im Hintergrund, ein Wasserfall und ein Platz aus der Vergangenheit – was will man mehr?
Das war auf jeden Fall mal ein hübscher Ort für ein Häuschen
Das Wasser des Fossarétt fällt hier etwa 6m tief
Was für eine panorama Landschaft!
Das Ende das Fjords war schnell erreicht und dann ging es auf der Nordseite wieder zurück. Die südliche Seite war schon sehr malerisch gewesen. Zugegeben, damit konnte die Nord-Seite nicht ganz mithalten – schön war es trotzdem.
Das Talinnere vom Fjord ist umgeben von malerischen Bergen
Hier befindet sich auch eine alte Walfangstation die noch aktiv ist. Leider ist der Walfang vor Island noch erlaubt (bzw. seit 2003 wieder) und so kann man in manchen isländischen Restaurants auch noch Walfleisch essen.
Zum Glück gibt es hier gerade keinen Wal zu sehen
In Akranes – größte Stadt des Westens
Meine Route führt mich weiter nach Akranes – mit 7.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt Westislands. Der Name bedeutet Kornackerhalbinsel – man geht davon aus, dass zur Wikingerzeit hier viel Getreide angepflanzt wurde. Aber natürlich ist dies auch ein alter Ort des Fischfangs. Insgesamt hat die Stadt nicht so viel zu bieten, aber ich schaue mich trotzdem mal um.
Einer der vielen Strände um Akranes herum
Ich statte den Leuchttürmen an der süd-westlichen Spitze einen Besuch ab. Der größere von beiden kann besichtigt werden und kostet 300 ISK Eintritt (ca 2,15 €). Ich bezahlte brav in einer kleinen Hütte vor den Leuchttürmen. Dann spazierte ich los und erklomm den Turm. Im Inneren kann man sich ruhig mal den Spaß gönnen, ein kleines Ständchen zu singen – die Akustik ist schon eine klasse für sich. Oben angekommen, ging die Klappe zur Aussichtsplattform nicht auf. Sie war verschlossen. Der nette Herr in der Hütte hatte irgendetwas von der Klappe und der Plattform gesagt. Irgendwas mit Wind. Tja, das hat man davon, wenn man nicht richtig zuhört.
Die Leuchttürme von Akranes
Der Leuchtturm hat eine höhe von 22,7m und eine Reichweite von 15 Seemeilen
Die Aussicht ist auch ohne Aussichtsplattform schön
Ich hatte gelesen, dass am westlichen Zipfel der Stadt ein altes, kaputtes Boot zu sehen ist. Alt und kaputt – da habe ich Lust drauf. Zwischen dem Boot und mir befand sich ein Grundstück mit einem Firmengebäude – ich bin mir nicht ganz sicher für was. Auch war ich mir nicht ganz sicher, ob ich da einfach durch spazieren durfte oder ob das Privatbesitz war. Ich habe einfach mal mein Glück probiert – ich bin aber auch niemandem begegnet, bis ich das Boot erreicht habe. Auf dem Rückweg bin ich dem ein oder anderen Mitarbeiter begegnet und sie haben freundlich (zurück) gegrinst. Keine Äxte. Keine Fackeln. War scheinbar ok.
Hallo kaputtes Boot!
Dann gab es in Akranes nichts spannendes mehr für mich und ich bin weiter gezogen.
Zurück auf die Straße!
Es kommt sogar etwas blauer Himmel zum vorschein
Weiter ging es nach Borgarnes. Meiner Endstation für heute. Da es aber noch etwas früh war, habe ich erst noch einen Schlenker ins Landesinnere gemacht. Mit etwa 2000 Einwohnern ist sie nicht die größte Stadt, aber trotzdem der Mittelpunkt dieser Region. Der Name bedeutet Felsenhalbinsel. Borgarnes ist eine geschichtsträchtige Stadt und im Museum Landnámssetrið, erfährt man einiges über die Geschichte der Besiedelung. Bekannt ist hier außerdem Egill Skallagrímsson, denn die Stadt gilt als Heimatort des Dichters und Sagahelden.
Die Brücke vor Borgarnes ist die zweitlängste Brücke Islands
Hier kann man auch einen Blick auf den Hafnarfjall werfen – einen erkalteten Vulkan. Er hat insgesamt 9 Gipfel, wovon der höchste etwa 844m hoch ist. Er besteht vorwiegend aus losem, schwarzem Basalt. Insbesondere im Winter ist er berüchtigt dafür, dass der Wind so stark an ihm hinunter weht, dass Autos weggeweht werden können und sogar die Ringstraße manchmal gesperrt werden muss.
Hier konnte sich das Wetter nicht entscheiden, ob es Sonnenschein geben sollte oder mir mit Regen ins Gesicht peitschen wollte
Fossatún – Im Land der Trolle
Folgt man der Straße 50 für etwa 20 km kommt man zu dem Fossatún Country Hotel. Ein Hotel hatte ich schon für diese Nacht. Was mich mehr interessierte, war der Wasserfall und das Land der Trolle. Man sagt, dass früher hier unheimliche Gestalten ihr Unwesen getrieben haben sollen. Hier wurde auf einem Pfad – den man in etwa 15-20 Min ablaufen kann – Skultpuren von Trollen errichtet. Auf Infoschildern erfährt man ein wenig was über diese Gestalten und auch über das Buch „Der letzte Troll“. Der Besuch ist kostenlos.
Schöne Landschaften hat das Land der Trolle
Ganz rechts oben der Zipel ist Skessuhorn – hier soll sich das Tor zur Trollwelt befinden
Hübscher Steinhaufen mit dem Berg Varmalækjarmúli im Hintergrund
Der Kochtopf steht schon bereit! Mit dem Troll lege ich mich besser nicht an
Habe ich erwähnt, dass es hier sehr windig war?
Vielleicht storniere ich auch mein vorgebuchtes Zimmer und ziehe hier ein
Zum Hraunfossar – Der Wasserfall aus dem Lava-Gestein
Dann ging es aber weiter zum Hraunfossar – meinem eigentlichen Ziel. Hier tummeln sich schon einige Touristen, aber es ist trotzdem noch angenehm. Vermutlich der Nebensaison zu verdanken. Landschaftlich hat dieser Wasserfall einiges zu bieten. Aber eigentlich ist das gar kein Wasserfall in dem Sinne. Hunderte Fontänen ergießen sich hier in den Fluss. Sie scheinen aus dem Nichts zu kommen. Aber tatsächlich kommen sie von dem weiter entfernten Fluss Hvítá. Sein Wasser versickert und legt unterirdisch weite strecken zurück – bis er an dieser Stelle wieder an die Oberfläche kommt.
Auf knapp 700m kommt das unterirdische Wasser des Flusses Hvítá wieder an die Oberfläche
Der Name bedeutet Lava (Hraun) und lässt sich davon ableiten, das er dem Lava-Gestein zu entspringen scheint
Auf dem Lavafeldes Hallmundarhraun
Ein paar Meter weiter befindet sich der Wasserfall (diesmal wirklich einer) Barnafoss. Der Name bedeutet „Kinderwasserfall“ und bezieht sich auf eine alte, tragische Sage. Früher soll es hier mal einen Steinbogen gegeben haben. Einmal sind die Bewohner der Farm Hraunsás ohne ihre Kinder zur Weihnachtsmesse gegangen. Als sie zurück kamen waren sie verschwunden. Ihre Spur führte bis zu dem Steinbogen. Wahrscheinlich sind sie ins Wasser gefallen und ertrunken. Die Mutter ließ daraufhin den Bogen einreißen, damit so etwas nie wieder passiert.
Heute befindet sich an der Stelle des Steinbogens eine Fußgängerbrücke
Der Wasserfall Barnafoss versteckt sich ein wenig zwischen den Steinen
Rauschend fließt das Wasser durch den kleinen Canyon
Hübsche Landschaften in Island
Autofahren in Island 2 – in der Praxis
Man liest häufig, dass Autofahren in Island wäre kompliziert. Ja, ein wenig. Aber so schlimm ist es eigentlich auch nicht. Wenn man z.B. nur die Ringstraße fährt, dürfte es nicht besonders überraschend werden. Wenn man aber auch mal von dieser abweicht (und das sollte man unbedingt tun), kann man auch schon mal auf schwierige Straßenbedingungen in Form von Schotterstraßen treffen. Das war für mich auf jeden Fall eher ungewohnt. Dabei können die Schotterstraßen gut oder absolut katastrophal sein.
Man muss wissen, dass es in Island Hochlandstrassen gibt, die nur mit Jeeps mit Allradantrieb befahren werden dürfen. Die Befahrbarkeit dieser Straßen sind etwas abenteuerlich und daher nicht für normale PKWs gemacht. Generell ist so ein Jeep schon eine feine Sache, da auch die normalen Straßen teilweise nicht so optimal sind. Allerdings sind diese auch deutlich teurer. Wenn man also mit etwas Geduld und gesunden Menschenverstand unterwegs ist, geht es auch ohne Jeep. Die Hochlandstrassen muss man dann allerdings auslassen. Fährt man die trotzdem, verliert man den Versicherungsschutz. Diese Straßen erkennt man an der F-Markierung. Außerdem sind noch diese beiden betroffen: Kaldidalur (550) und Kjölur (35).
Viele Straßen in Island sind aber genauso gut/schlecht wie unsere
Mein Tipp: informiert euch vorab, wo solche Hochlandstrassen verlaufen und wo ihr lang fahren wollt (Hier gibt es z.B. eine Karte). Ich dachte zuerst, diese wären nur in der Mitte der Insel, wo ich eh nicht lang kommen würde. Aber tatsächlich haben sie sich hier und da auch dazwischen gemogelt. Es macht Sinn, dass vorher zu checken, weil nicht unbedingt jedes Navi darauf Rücksicht nimmt.
Ansonsten macht es auch Sinn regelmäßig zu tanken, denn je nach dem wo man unterwegs ist, kann da vielleicht gerade keine Tankstelle sein (wobei wirkliche Probleme sollte man damit eigentlich nicht bekommen. Ich habe regelmäßig immer mal wieder welche gesehen). Klassische Tankstellen, wie bei uns mit Häuschen inkl. Kiosk zum bezahlen, sind in einsameren Gebieten eher rar. Häufig gibt es nur ein paar Zapfsäulen, die man vorab mit Kreditkarte bezahlt. Wichtig: habt euren PIN zur Hand (auch wenn die Kreditkarte sonst nur mit Unterschrift genutzt wird), sonst gibt es kein Benzin.
Und ganz wichtig: egal wie schön die Landschaft ist und egal wie alleine ihr euch gerade fühlt: bleibt niemals einfach auf der Straße stehen. Sucht euch immer einen Parkplatz. Parkplätze oder -buchten gibt es aber eigentlich immer mal wieder in regelmäßigen Abständen und bei Sightseeingpunkten sowieso.
Immer brav auf einem Parkplatz parken
Übernachtung in Borgarnes
Von meinem Ausflug ins Landesinnere ging es wieder zurück nach Borgarnes. Genächtigt habe ich im Hotel B59 – wieder in einem Mehrbettzimmer. Das Hotel macht insgesamt einen sehr schicken Eindruck und hat sogar einen Spa- und Fitness-Bereich. Das Mehrbettzimmer ist für 12 Leute gedacht und kann damit ganz schön voll werden. Für diese 12 Leute gibt es ein Bad im Zimmer (wie das funktionierten soll, wenn das Zimmer komplett voll ist, musste ich zum Glück nicht erleben, denn wir waren nur zu Dritt). Leider war in dem ganzen Raum nicht eine Steckdose zu finden! Das hat zwar dem Ladestand meiner Akkus etwas geschadet, aber nicht meinem Schlaf. Dafür gab es aber unten bei den Betten eine Schublade für die eigenen Sachen, die man auch abschließen konnte. Insgesamt ein schickes Hotel.
Natürlich wollte ich auch noch ein wenig sehen, was die Stadt zu bieten hat. Da es im Mai nicht wirklich dunkel wird in Island, stellt sich bei mir noch nicht so die abendliche Ruhe ein. Borgarnes hat auch schon wie Arkanes nicht soo viel zu bieten. In der Nähe des Hotel gibt es 3 kleine, süße Hütten, deren Dächer mit Gras überwachsen sind. Ausgeschildert sind sie mit Hildartúnshúsin. Leider gab es aber sonst keinerlei Informationen, was der Hintergrund ist und ich konnte auch so nichts darüber herausfinden. Hübsch sind sie aber und von hier hat man eine tolle Aussicht auf die Umgebung.
Kleine, leere Häuschen mit Grasdach
… und eine tolle Aussicht auf die Brücke und Berge
In die entgegengesetzte Richtung findet man einen View Point, der sich auf einem Wasserturm (?) befindet. Von oben hat man eine ganz hübsche Aussicht auf die Umgebung.
Zugegeben – nicht besonders hübsch. Aber es ist ja eigentlich auch ein Wasserturm
Oben gibt es einen kleinen Wegweiser mit Sonnenuhr
Die Aussicht kann sich aber sehen lassen
Dann habe ich mich doch ein wenig zur Ruhe gezwungen und eine angenehme Nacht in Borgarnes verbracht.