Mit meiner Tour über die Halbinsel Reykjanes sollte ich mein Island Roadtrip fast beendet haben. Aber noch war der Abschied nicht gekommen…
Die Halbinsel Reykjanes
Langsam neigt sich mein Roadtripp dem Ende entgegen. Es waren noch zwei weitere Tage geplant, aber mit diesem Tag würde ich die Insel komplett umrundet haben. Von Hella aus folge ich der Ringstraße weiter Richtung Norden. Bei Selfoss verlasse ich diese und fahre Richtung Küste. Damit hatte ich auch die Halbinsel Reykjanes erreicht. Hier befindet sich auch der Flughafen und damit bin wieder am Anfang angekommen. Häufig fahren Besucher nur durch die Halbinsel hindurch um nach Reykjavik oder weiter zu kommen. Dabei hat auch dieser Fleck Islands einiges hübsches zu bieten – man könnte auch sagen, hier findet man alles auf einem Fleck, was Island zu bieten hat! Also habe ich mir einen Tag Zeit genommen um dieses Stück Island zu erkunden.
Mein erster Stop war die kleine Hafenstadt Þorlákshöfn. Sie wurde schon direkt als nicht so reizvoll beschrieben, aber die Küstenlandschaft sollte ganz nett sein. Ich muss aber gestehen, diese hat mich auch nicht vom Hocker gerissen, oder vielleicht war ich auch an der falschen Stelle. Ich fand es aber bei diesem Roadtrip immer unglaublich spannend, auch einfach drauf los zu fahren und die Gegend zu erkunden. Manchmal hat man was total spannendes gefunden und manchmal war es weniger spannend. Aber mein Entdecker-Trieb wurde auf jeden Fall befriedigt!
Das Meer vor der Stadt scheint aber zumindest bei Surfern beliebt zu sein
Der nächste Stop ist die Kirche Strandarkirkja – gern wird sie auch als „Wunderkirche“ bezeichnet. Sie wurde im 12. Jhd errichtet, nachdem Seeleute an einem stürmischen Tag versucht hatten, aufs Festland zurück zu kehren. Wegen des Sturms war das bei Islands rauen Küsten nicht so einfach und so beteten die Seeleute zu Gott. Sie schworen dort, wo sie an Land kämen, eine Kirche zu bauen. Ein Engel erschien ihnen und führte sie in eine sichere Bucht. Das Versprechen wurde gehalten und die Kirche gebaut. Die Bucht heißt seitdem Engilsvík (Engelsbucht) und erinnert an diese Geschichte. Hier sollen noch weitere Wunder geschehen sein, was ihr viele Spenden einbrachte. Zwischendurch war sie eine der reichsten Kirchen Islands. Messen finden heute nur noch selten statt.
Hübsche Kirche – leider mit einer Baustelle
Die Engelsbucht
Eine schwefelige heiße Quelle und ein klarer See
Mein nächster Stop bringt mich wieder ins Landesinnere, zu der heißen Quelle Krýsuvík. Hier brodeln Schlammtöpfe vor sich hin und es stinkt nach Schwefel. So einen Platz sollte man in Island unbedingt besucht haben und hier hat man eine schöne Möglichkeit, falls man in der Umgebung um Reykjavik bleiben sollte. Über einen Holzsteg kann man über das Geländer laufen und sich das ganze näher ansehen. 1999 wurde eine Bohrung durchgeführt und eine Explosion zerstörte diesen Ort. Inzwischen haben sich die Quellen aber erhohlt und können wieder in ihrer ganzen Pracht betrachtet werden.
Weitere Schlammtöpfe in Island
Heißes Wasser dampft vor sich hin
Ein Pfad führt zwischen den heißen Quellen entlang und vermittelt einen schönen Eindruck
Landschaften der Halbinsel Reykjanes
Der nächste Stop ist nicht weit entfernt und bringt eine unglaublich entspannende Ruhe mit sich. Als wäre er von Bergen umrahmt, liegt der See Kleifarvatn vor mir. Früher war der See mal etwa 97m tief. Umgeben liegt er von dem Vulkansystems von Krýsuvík, weswegen es immer wieder zu Erdbeben in der Region kommt. 2000 fand ein besonders heftiges statt, bei dem ein Teil des Sees versickerte – wahrscheinlich durch Spalten, die sich am Grund geöffnet hatten. Im Laufe der Jahre ist der Stand aber wieder angestiegen.
Die Wasseroberfläche ist völlig still und glatt
Ein wirklich sehr schöner und friedlicher Ort
Entlang der Straße 42 gibt es mehrere kleine Parkplätze mit unterschiedlichen Aussichten
Verfallene Fischerhütten an der Küste
Es ging wieder zurück an die Küste. Mein nächster Stop war wieder etwas, was ich im Internet gefunden hatte und nicht so recht wusste, was ich mich dort erwarten würde. Die Straße war wieder eine recht abenteuerliche Schotterstraße voller Schlaglöcher und ich befürchtete schon, dass ich mein Auto auf die letzten Tage noch schrotten würde. Aber egal, wie blöd man sich vorkommt, diese Strecke freiwillig (mit einem nicht-Allrad Fahrzeug) zu fahren, irgendjemand kommt einem entgegen oder steht am Parkplatz und zeigt, dass man doch nicht der einzige Verrückte ist. Häufig ein beruhigendes Gefühl. So kamen das Auto und ich wohlbehalten am Parkplatz an. Mein Ziel war die ehemalige kleine Ortschaft Selatangar. Hier gibt es verfallene Fischerhütten zu sehen, die damals wähernd der Fischersaison genutzt wurden. Der Ort wurde 1880 aufgegeben und die kleinen Wohnhäuser sind zu Ruinen verfallen. Dem Ort wird seit der zweiten Hälfte des 19. Jhd nachgesagt, dass hier Geister leben würden.
Ein Weg führt vom Parkplatz zu den Ruinen ans Meer. Umgeben ist der Weg vonschwarzen Lavafeldern, die ein wenig an Dimmuborgir bei Mývatn erinnern
Eine der verfallenen Hütten
Die raue Küste der Halbinsel Reykjanes
Wie kann hier etwas wachsen?
An manchen Stellen ist das Lavafeld auch wieder mit großartigem Moos bewachsen
Die blaue Lagune
Wer sich schon ein wenig mit Island beschäftigt hat, hat auf jeden Fall schon mal was von der Blauen Lagune gehört. Dieses Spa gehört zu den beliebtesten Attraktionen Islands. Ich muss gestehen, so Wellneszeug und Spas sind so überhaupt nicht meine Welt. Mit 6.990 ISK (Rund 50 €) war mir der Spaß auch etwas zu teuer und abgesehen davon, muss man mehrere Tage oder gar Wochen im Voraus buchen – diese Attraktion Islands habe ich also ausgelassen. Trotzdem wollte ich mir die Lagune mal ansehen, denn das milchig-blaue Wasser vor dem schwarzen Lavafeld sieht schon richtig klasse aus. Glück für mich, dass es einen Bereich der Lagune gibt, denn man auch ohne Spa-Besuch besichtigen kann. Baden gehen ist hier allerdings strengstens verboten.
Das sieht doch schon mal richtig gut aus!
Im Übrigen ist die Blaue Lagune kein natürlicher See, sondern hat sich 1976 gebildet. Viele Menschen besuchen die Lagune sehr gern, da das Wasser reich an Mineralien ist und sehr gut für die Haut sein soll. Das Wasser stammt aus dem überschüssigen Wasser des nebendran liegenden Geothermalkraftwerk Svartsengi. Trotzdem ist das Wasser absolut sauber und enthält keinerlei Chemikalien. Praktischerweise erneuert sich das Wasser alle 48 Stunden.
Gern werden auch Touren – zusammen mit Besichtigungen im Golden Circle angeboten.
Ein wenig Geschichte?
Vor weniger als 20 Mio Jahren brachen Vulkane, an der Stelle wo heute Island liegt, aus und legten das Fundament für die jüngste Insel Europas. Lange Zeit ging man davon aus, dass die Wikinger im 9. Jhd Island entdecken, aber tatsächlich war ihnen schon jemand zuvor gekommen: es gibt ältere Spuren von irischen Mönchen, die zumindest die Sommermonate auf Island verbrachten. Die Mönche nahmen allerdings reiß aus, als die ersten Wikinger auftauchten. So gilt das Jahr 864 als Beginn der Besiedlung.
Flóki Vilgerdarson war einer der ersten, der versuchte auf Island Fuß zu fassen. Sein Vieh schaffte es aber nicht, den Winter zu überstehen und so zog es ihn enttäuscht wieder in die Heimat und er nannte die Insel nur „Eisland“. Obwohl das Leben auf der Insel sehr hart war, kamen weitere norwegische Auswanderer, z.B. der vertriebene Stammesführer Ingólfur Arnason. Er sah Rauch von den thermalen Quellen aufsteigen und nannte die Siedlung Reykjavík („Rauchbucht“). 930 gab es bereits ein Parlament mit regelmäßig stattfindenden Volksversammlungen (Alþing). Zunächst war der glaube an die zahlreichen nordischen Götter sehr verbreitet. Gegen 1000 sollte aber das Christentum eingeführt werden und Missionare wurden nach Island gesandt. Obwohl sich die Bevölkerung wehrte, wurde das Christentum mit Druck durchgesetzt.
1262 verlor Island seine Unabhängigkeit und wurde von Norwegen einverleibt. Damit wurde auch das Alþing entmachtet. 1380 fiel die Insel unter die dänische Herrschaft – was sie auch bis 1944 blieb. In der ersten Hälfte des 20. Jhd setzte eine Modernisierung in Island ein. Im Ersten Weltkrieg profitierte die Insel noch durch den Export von Fisch und Wolle, der Zweite Weltkrieg lief weniger schön. Sie wurde von den Briten besetzt, gefolgt von den Amerikanern. Das führte aber auch zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung. Nachdem Dänemark 1940 von Deutschland besetzt wurde, übernahm das Alþing – das schon seit 1874 legislative Rechte zurück erhalten hatte – wieder die vollständige Kontrolle. 1944 fiel dann die Volksentscheidung und Island war wieder unabhängig.
Die raue Küste Reykjanes
Wie wild die Küste von Island sein kann, wurde mir bei diesem Stop wieder einmal eindrucksvoll vorgeführt. Der Küstenfelsbecken Brimketill war mir einen Stop wert. Übersetzt bedeutet der Name „Wildwasserkessel“. Früher trug das Becken aber mal den Namen Oddnýjarlaug oder ‚Oddný’s Pool‘. Einer Legende nach nutze die Riesin/Troll dieses Becken um sich zu baden. Gebildet hat sich das Becken durch Küstenerosion.
Die raue Küste Islands – ein weiteres mal
Gewaltige Wellen brechen sich hier an den Felsen
Bei dem Wellengang finde ich das Becken nicht wirklich einladend
Es geht weiter und bereits von weitem kann ich mein nächstes Ziel entdecken: eine weitere Schlammquelle Gunnuhver. Mit ihren 300° ist sie die aktivste der heißen Schlammquellen in Island. Manchmal passiert es, dass es hier zu kleineren „Ausbrüchen“ kommt und heißes Lehm durch die Luft geschleudert wird. Hin und wieder muss das Gebiet sogar gesperrt werden, wenn die Aktivitäten zu stark sind. Die Quelle gilt als unberechenbar und ein bisschen Sicherheitsabstand kann nicht schaden.
Der emporsteigende Dampf ist bereits von weitem zu sehen
Hierzu gibt es auch eine Sage: hier soll es einen Geist namens Gunna geben haben. Er hat den Menschen gern Streiche gespielt und z.B. ihr Vieh versteckt. Der Pfarrer Eiríkur Magnússon hat den Geist dann in die heiße Quelle gebannt, von dem sie dann schließlich auch den Namen erhalten hat.
Man sagt, dass Zwischen käme noch von dem Geist, der aus den Quellen ausbrechen möchte
Ich hoffe, hier hat niemand drauf gestanden…
Der südwestlichste Punkt der Halbinsel führt mich an die Steilküste Valahnúkamöl. Noch von der heißen Quelle ist der Leuchtturm, der dort auf der Küste thront, zu sehen. Mit dem Auto dauert es nur ein paar Minuten bis dorthin. Reykjanesviti ist der älteste Leuchtturm Islands, bzw. sein Vorbau von 1878. Nach einem Erdbeben wurde er so schwer beschädigt, dass der Ersatz etwas weiter im Landesinneren errichtet werden musste. Die Klippe ist hier sehr beeindruckend – insbesondere die Steinsäule, die aus dem Meer ragt. Starke Stürme und Wellen haben den Stein geformt.
Der Leuchtturm von den heißen Quellen aus
Die beeindruckende Küste…
.. mit ihren beeindruckenden Steinformationen
Bei Seevögeln ist dieser Platz auch sehr beliebt
Island hat schon einige beeindruckende Plätze. An einem Platz kann man sogar zwischen Amerika und Europa hin und her wandern! Na gut. Zwischen den eurasischen und amerikanischen Kontinentalplatten um genau zu sein. Hier führen der Riss zwischen der Platten entlang – ein Grund warum der Boden Islands so aktiv ist. Entstanden ist sie durch eine Plattenverschieben und jedes Jahr wächst der Riss um weitere 2cm. Zu meiner Freude bessert sich das Wetter langsam aber sicher.
Ich springe auf die eine Seite und ich springe auf die andere Seite
Zwischen den Kontinenten
Und natürlich gibt es hie rauch hübsche Steine zu sehen!
Für mich ging es Richtung Norden – vorbei am Flughafen – an die nördlichste Spitze der Halbinsel. Mein letzter Stop für diesen Tag brachte mich zum Leuchtturm Garður. Hier stehen insgesamt zwei Türme, der größere von Beiden ist auch der neuere und hat eine Höhe von 28m. Damit ist er der höchste Leuchtturm des Landes. Hier befinden sich heute Stücke des Regionalmuseums. Ein kleiner Spaziergang entlang der Küste lohnt sich hier – vorallem für mich, weil das Wetter Islands sich hier mal von seiner sanften Seite zeigte.
Der Leuchtturm und ein altes Schiff
Hier scheint gerade Ebbe zu sein
Nach wem sie wohl ausschau hält?
Island ist umrundet…!
Aber damit war der Roadtrip noch nicht beendet. Zwei weitere Tage hatte ich noch auf dieser großartigen Insel, die gut genutzt werden sollten. Der nächste Tag sollte mich in die Hauptstadt Reykjavik bringen. Nachdem meine Tour über die Halbinsel beendet war, bin ich schonmal nach Reykjavik und habe dort in einem Mehrbettzimmer im Kex Hostel bernachtet. Dazu aber im nächsten Beitrag mehr….