Eine weitere Wanderung führte uns wieder in den Odenwald und zwar nach Beerfelden zum Beerfelder Galgen – eine Wanderung mit ein bisschen Geschichte…
Zum Beerfelder Galgen
Der Herbst letztes Jahr war so schön – das mussten wir unbedingt ausnutzen und wir waren noch fleißig unterwegs. Diese Wanderung führte uns nach Beerfelden, wo man den größten und besterhaltensten Galgen Deutschlands sehen kann: den Beerfelder Galgen. Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Als Grundlage für unsere Wanderung haben wir uns an diese Route gehalten – allerdings haben wir sie in die andere Richtung gemacht und in Hetzbach abgekürzt.
Gestartet sind wir außerdem in Beerfelden. Die kleine Ortschaft liegt in einer der waldreichsten Region des Odenwalds und trägt den Beinamen „Stadt am Berge“. Im Mittelalter zählte sie zu den wohlhabendsten Gemeinden des Erbacher Landes und einige Bauern waren sehr wohlhabend. Nahe der Martinskirche haben wir uns einen Parkplatz gesucht und sind dann los gewandert. Nach wenigen Metern erreichen wir den Zwölf-Röhren-Brunnen, aus welchem der Mümling entspringt. Die Quelle fließt von hier aus rund 50km bis in den hinteren Odenwald, wo er schließlich in den Main mündet. Einmal im Jahr findet in Beerfelden auch das Brunnenfest statt, bei dem die Straßen voller Stände sind.
Blauer Himmel und wunderschönes buntes Blattwerk an der Martinskirche
Der historische Brunnen ist mit Löwenmäulern verziert, aus dem das Wasser plätschert
Es dauert nicht lange und wir verlassen Beerfelden. Unser Wanderweg führt zunächst parallel zur B45, bevor es für uns dann in den schönen, ruhigen und herbstlichen Wald Richtung Hetzbach geht.
Ruhe und Frieden in dem Tal zwischen Beerfelden und Hetzbach
Ein schöner herbstlicher Wald wartete auf uns
Als nächstes erreichen wir Hetzbach. Wir beschließen, dass wir nicht durch die Stadt wandern wollen und halten uns frühzeitig rechts um einmal über den Hügel auf die andere Seite zu gelangen und kürzen die ursprüngliche Route damit ab. Von dem Hügel aus haben wir einen schönen Ausblick auf die Stadt und die umliegenden Wälder.
Wir haben Hetzbach hinter uns gelassen
wir beobachten – und wir werden beobachtet
Wir befinden uns auf dem Rückweg. Kurze Zeit später durchqueren wir das Dorf Etzean und der Wald wird von Ackerflächen abgelöst. Das letzte Stück müssen wir auf der Straße zurück legen, aber dann haben wir unser Ziel auch schon erreicht: der dreischläfrigen Beerfelder Galgen. Er besteht aus 3 steinernen Säulen mit Querbalken, was eine Exekution von mehreren gleichzeitig ermöglichte. Er wurde 1597 errichtet und ersetzte damals einen einfachen Holzgalgen. Der Zustand ist noch so wie vor 400 Jahren – daher steht der Galgen heute unter Denkmalschutz.
Ein schauriges Stück Geschichte – vielleicht eine Wanderung passend zu Halloween?
Zumindest konnte der Verurteilte noch einmal eine herrliche Landschaft erblicken
1806 wurde Beerfelden das Recht der Gerichtsbarkeit entzogen, womit auch das Recht zum verhängen der Todesstrafe endete. Das wäre eigentlich das Ende des Beerfelder Galgens gewesen, da der Befehl aber nie umgesetzt wurde überdauerte der Galgen so die Jahre bis heute. Die letzte Hinrichtung sollte 1804 erfolgt sein. Wie viele Menschen insgesamt hingerichtet wurden weiß man nicht, da die meisten Unterlagen in einem großen Brand 1810 zerstört wurden.
Unsere Tour endete passend zum Sonnenuntergang am Beerfelder Galgen
Der Galgen hatte eine besonders abschreckende Wirkung, da die Gehenkten bis zu ihrer Verwesung hängen geblieben sind…
Lindenbäume waren schon immer das Zeichen für Gerichtsbarkeit und Verhandlung – passenderweise ist der Galgen umgeben von genau diesen Bäumen
Nach dem Beerfelder Galgen endete unsere Tour wieder in Beerfelden. Eine schöne Runde mit einem Stück Odenwälder Geschichte.