Als nächstes wollten wir Hue – die historische Hauptstadt Vietnams am Parfümfluss erkunden. Ein ganz klares Highlight ist hier die ehemalige Kaiserliche Befestigungsanlage die Zitadelle der Verbotenen Stadt…
Zurück aus der Halong Bucht ging es für uns an dem Abend weiter. Wir wollten weiter in den Süden nach Hue und wählten dafür eine Nachtfahrt mit dem Zug.
Mit dem Zug durch Vietnam
Zug fahren ist in Vietnam schon ein kleines Erlebnis und das Streckennetz ist ganz gut ausgebaut. Für alle Buchungen mit Öffentlichen Verkehrsmitteln haben wir die Seite Baolau genutzt. Hier kommt zwar noch eine kleine Gebühr obendrauf – dafür ist aber alles in englisch und bei uns hat es wunderbar funktioniert. Es gibt verschiedene Kategorien (Sitze: Hard- & Soft-Seater und zum Schlafen: Hard- (6er Kabinen) & Soft- (4er Kabinen) Sleeper) – wir haben immer die Soft-Version gebucht. Zugtickets sollten – gerade in der Hauptsaison – nicht auf den letzten Drücker gebucht werden. Am Besten so 2-3 Tage im Voraus.
Unsere 4er Soft-Sleeper Kabine
Für unsere 13 ½ Std fahrt von Hanoi nach Hue haben wir natürlich zwei Soft-Sleeper gebucht, die 831.500 VND pP (ca 30,68 €) gekostet haben. Die Betten sind nicht wirklich bequem (für mich hat die Länge der Betten gereicht, bei größeren Personen dürften die Füße raus gucken) und die Kabinen klein – aber was anderes darf man hier auch nicht erwarten. Wenn man bei der Startstation einsteigt, sind wenigstens die Betten noch frisch bezogen. Wirklich schnell sind die Züge zwar nicht, aber dafür ist es igendwie doch ganz lustig. In den Städten bremsen sie sogar auf Schrittgeschwindigkeit runter – was aber wichtig ist, da die Gleise teilweise mitten durch Wohngebiete führen.
Generell kann man in den Zügen auch essen kaufen – von abgepackten Snacks, zu Getränken und frischem Essen, wie Reis und Suppe – allerdings haben wir (bis auf mal einen abgepackten Snack) dort nichts gekauft. Ich würde auch eher von dem frischen/unverpacktem Essen abraten – was ausversehen auf den Boden fällt, kann auch mal wieder im Topf landen. In den Sitz-Abteilen gab es auch nicht wenige Kakerlaken und es war nicht besonders sauber. Yummi. Wer es verpasst hat, sich was zu essen einzupacken, kann aber auch in größeren Bahnhöfen noch was besorgen. Hier halten die Züge etwas länger und schnell sammeln sich dort eifrige Verkäufer, die sehr gerne aushelfen werden.
Die Gleise stammen noch aus der Französischen Kolonialzeit aus den 30er Jahren und es gibt nur ein Paar – für beide Richtungen.
Die Aussicht am frühen Morgen – Felder, Felder und Felder…
Angekommen in Zentralvietnam – Hue, die Kaiserstadt
Mit Hue hatten wir dann auch Zentralvietnam erreicht. Da Vietnam sehr lang ist, verteilt sich das Land auf 16 Längengraden mit zwei Klimazonen. Während der Norden Subtropisch ist (d.h. es wird im Winter auch kalt – wenn auch natürlich nicht so wie bei uns), hat der Süden ein tropisches Klima. Zentral Vietnam bildet hier die Grenze zwischen den zwei Klimazonen. Die Reisezeit ist hier im Winter schon recht angenehm, an der Küste muss man allerdings etwas aufpassen, hier können plötzlich Taifune auftauchen, vor denen man sich ins Landesinnere flüchten muss. Hue gilt als die regnerischste Stadt Vietnams und so hat sie uns auch begrüßt: nass.
Die Stadt gilt als eines der bedeutendsten religiösen und kulturellen Zentren des Landes – sie war von 1802-1945 die Hauptstadt des Landes und Sitz des Kaisers in der Nguyen-Dynastie. Die Bewohner legen noch heute großen Wert auf alte Traditionen. Hue ist bekannt für seine zahlreichen historischen Städten, die ein muss für kulturell und historisch interessierte sind.
Wenn man am Flussufer des Parfümflusses entlang spaziert, sieht man das ein oder andere Denkmal und Park. Hier ist das Bia Quốc Học Denkmal, welches gebaut wurde, um an die französischen Soldaten zu erinnern, die im ersten Weltkrieg gegen Deutschland kämpften.
Direkt nebendran befindet sich der Park Công viên Lê Lợi. Hier findet man neben einem kleinen Teich die Statue eines Kopfes. Die Bedeutung konnte ich leider nicht herausfinden.
Hühner gibt es hier auch!
Die bunten Drachenbote am Parfümfluss, der im vietnamesischen Song Huong heißt. Er spaltet die Stadt in der Mitte. Im Hintergrund sehen wir die bekannte 402m lange Brücke Cầu Trường Tiền die beide Seiten verbindet. Ob eine Fahrt mit den Booten empfehlenswert ist, kann ich nicht sagen. Wir hatten gelesen, dass sie sehr langsam fahren und das die Leute entweder die Entschleunigung feiern oder sehr gelangweilt sind.
Rechts von der Brücke befindet sich der Park Công viên 3 Tháng 2 mit ein paar Statuen, diesem hübschen Pavillon und einem Denkmal.
Geht man weiter Richtung Norden über die Cầu Đập Đá Brücke sieht man auch ein weniger touristisches Hue
Hue kann auch anders…
Auf der anderen Seite des Flusses ist es sehr geschäftig. Wer mal in einem größeren vietnamesischen Supermarkt shoppen möchte, kann sich gleich nach der Cầu Trường Tiền Brücke rechts halten und einen Blick in den Co.opmart werfen.
Kein Supermarkt – aber noch mal schnell tanken?!
Ein weiterer Park am Fluss ist der Tòa Thương Bạc. Hier findet man große beeindruckende Bäume, verspielte Dekorationen und einen weiteren Pavillon.
Von Donnerstag bis Sonntags sind Abends die Straßen im Nordosten (Rund um das Orchid Hotel) für Fahrzeuge gesperrt. Hier tummeln sich die Leute dann auf den Straßen – es gibt Musik und man kann gemütlich durch die Straßen schlendern.
Die Zitadelle von Hue
Ich muss gestehen, der Charme von Hue hat mich nicht so richtig gepackt. Vielleicht lag es am etwas regnerischen Wetter oder das wir nur einen Tag dort verbracht haben. Ich weiß es nicht. Was mir allerdings sehr gut gefallen hat und ein must-see für mich in Hue war, war natürlich die Zitadelle. Mit 150.000 VND (ca 5,53 €) ist der Eintritt für vietnamesische Verhältnisse nicht ganz günstig, trotzdem war die „Stadt in der Stadt“ ein Highlight.
Die Verbotene Stadt wurde nach dem Vorbild in Peking erbaut und ist seit 1993 ein UNESCO Weltkulturerbe. Der Bau begann um 1804 unter Kaiser Gia Long. Hinter den 2,5 km langen und 6m hohen Mauern un den 10 befestigten Toren ging der Kaiser seinen offiziellen Geschäften nach. Nur Eunuchen, die keinerlei Gefahr für die Konkubinen des Kaisers darstellten, durften die Residenz betreten. Während des Vietnamskrieg stand Hue unter Beschuss und dabei hat die Zitadelle schaden genommen, was nach und nach restauriert wurde/wird. Die Zitadelle ist auf dem 50.000 Dong Schein angebildet.
Der 37m hohe Fahnenmast Cot Co ist der höchste Mast Vietnams
EIner der 10 befestigten Tore
Der Eintritt erfolgt über das „Mittagstor“
Über dem Tor befindet sich der Pavillon der fünf Phönixe – ein hübscher zweistöckiger Pavillon
Direkt hinter dem Eingang befinden sich seitlich Teiche, mit einigen gierigen Kois, die gefüttert werden wollen. Nom Nom!
Die Halle der höchsten Harmonie – lustige Namen haben sie auf jeden Fall
Die eigentliche „verbotene Purpur-Stadt“ befindet sich in der Mitte der Zitadelle. Die seitlichen Tempel gehören offiziell nicht mehr dazu.
Hübsch bemalte Blumentöpfe
Liebevoll detaillierte Säulen
Im südlichen Bereich der Zitadelle waren Gebäude für offizielle Anlässe, während im nördlichen Bereich die Frauengemächer waren. Das kaiserliche Theater wurde vollständig zerstört, aber wieder aufgebaut. Heute finden hier auch wieder Aufführungen statt.
Lustige Bildchen – was sich der Künstler wohl dabei gedacht hat?
Das Tor zum „Pavillon der glorreichen Ankunft“ :-D
In den Gebäuden gibt es grandiose Holzarbeiten!
Vorne stehen die Neun dynastischen Urnen
Der The-Tempel
Kleiner Bewohner gibts hier natürilch auch…
Für die ganz faulen Touristen gibt es kleine Wagen, mit denen sie innerhalb des Geländes rum kutschiert werden können. Wenn man aber etwas weiter läuft – abseits der Touristen Touren – findet man auch verlassenere Tempel oder auch kaputte Mauern. Sehr schön. Für die Zitadelle sollte man sich ausreichend Zeit nehmen um das Gelände zu erkunden.
Der Palast der Ewigkeit mit einem hübschen Teich
Der Palast des langen Lebens
Was ist das für ein Vogel?
Im Hintergrund sehen wir das Friedenstor, der „Hinterausgang“
Der Drache steht für das Symbol der kaiserlichen Macht
Das Kaisergrab Tu Duc
In der näheren Umgebung von Hue gibt es 8 Kaisergräben, von denen besonders schön die von Tu Duc, Khai Dinh und Minh Mang sein sollen. Besichtigt haben wir das von König Tu Duc, der von 1847 bis 1883 regierte und ca 8km von der Innenstadt entfernt ist. Mit dem Bau seines Grabes begann er bereits 1848 und nachdem sie fertig war, zog er bereits dorthin und widmete sich der Literatur und seinen Konkubinen. Der Eintritt kostet 80.000 VND (ca 2,92 €).
Pavillon der bescheidenen Vorausschau – alle Namen beinhalten das Wort „Khiem“ was Bescheidenheit bedeutet
Durch den Bau des Grabes entstanden enorme Kosten und auch Zwangsarbeit, was für Proteste unter den Arbeitern sorgte. 1866 wurde sogar ein Putschversuch unternommen, aber es gelang Tu Duc und seinen Generälen, dass zu unterbinden.
Das Gelände teilt sich in zwei Teile. Es gibt ein Tempelareal und der Bereich mit dem Grab selbst.
Bei den Tempeln: die Halle des bescheidenen Friedens
Lustige Figuren stehen in Reih und Glied…
Am Eingang zum Grab
Die Grabstätte von Tu Duc
Wunderschöne Muster
Essen in Hue
Als Stärkung unterwegs gab es in der Zitadelle im The One Coffee & Bakery für uns Banh Mi – Baguettes gefüllt mit Gemüse, Fleisch und Salat – ein ganz typisches Essen in Vietnam und ein köstlichen Bananen Pancake mit Schokososse.
Abends sind wir im Hanh Restaurant Local Food essen gegangen. Für uns gab es (oben) Gỏi cuốn tôm thịt – Vietnamesische Frühlingsrollen, gefüllt mit Shrimps, Schweinefleisch, Reisnudeln und Gemüse. Und (unten) Bánh khoái – Reis Pancakes gefüllt mit Schweinefleisch, Shrimps, Gemüse und dazu Salat und Erdnusssoße. Von den Pancakes hat man sich dann immer ein Stückchen abgebrochen und es in einer separaten Schüssel zusammen mit der Soße gegessen.
Das Essen war sehr gut und es gab eine Karte mit einer Beschreibung auch auf Englisch. Man hat allerdings schon gemerkt, dass das Restaurant gut besucht ist und wenn man nichts mehr bestellen wollte, versuchte man den Tisch schnell wieder frei zu bekommen.
Essen in Vietnam
„Wer mit Schale und Essstäbchen umzugehen versteht, weiß auch mit Worten umzugehen“ – vietnamesisches Sprichwort
Bei asiatischer Küche denkt man sofort an Frühlingsrollen, gebratenen Nudeln und Reis. Die vietnamesische Küche hat nicht nur viele Einflüsse aus den umliegenden Ländern wie Thailand und China übernommen, sondern auch aus der ganzen Welt: z.B. belegte Baguettes und Pasteten – was man sonst ja eher aus Europa kennt – sind ebenfalls typisches Mahlzeiten in Vietnam. Essen dient in Vietnam dem Genuss und es gehört dazu, es gemeinsam zu genießen. Es werden viele Gerichte bestellt und jeder bedient sich überall. Wer fertig mit dem Essen ist, lässt ein wenig übrig und legt die Stäbchen quer über den Teller und dreht die Tassen rum – sonst wird immer wieder nachgefüllt.
Traditionell isst man früh und nicht selten schließen die Restaurants bereits gegen 20 Uhr. Touristische Restaurants haben aber meistens länger offen. Vor den 80er Jahren – als das Land sich noch nicht dem Kapitalismus geöffnet hatte – waren Restaurants verboten, da sie als Zeichen der Dekadenz galten. Heutzutage gibt es natürlich zahlreiche Restaurants und jede Stadt hat eigentlich eine Straße, wo es viele Straßenstände gibt und wo nur gegessen wird.
Reis ist in Vietnam sehr wichtig und Guten Appetit bedeutet dort „an com“, was wörtlich „Reis essen“ bedeutet.
Richtig beliebt und richtig lecker ist dort wohl auch der Kaffee (das kann ich nicht beurteilen, da ich keinen trinke) – man könnte sagen, es ist das nationale Hobby der Vietnamesen. Der Kaffee, der hier angebaut wird, hat eine sehr gute Qualität und wird durch einen speziellen Metallfilter gegeben. Dazu noch etwas gezuckerte Kondensmilch und fertig ist er.
Unten die Schicht Kondensmilch und oben der Metallfilter
Als Mitbringsel habe ich eine Packung Ben tre’s eingepackt – das sind leckere Kokosbonbons. Wer sich der Plastikverpackung entledigt hat, muss nicht an dem feinen Papier verzweifeln – das lässt sich nämlich nicht entfernen und kann mitgegessen werden.
Hue ist auch berühmt für seine hervorragende Küche – sie gilt als eine der besten des Landes. Der Kaiser Tu Duc wollte keine seiner Mahlzeiten so, wie andere Menschen sie aßen. Er verlangte ausgefallene Küche – so bekam er 50 Gerichte von 50 Köchen und 50 Dienern pro Tag serviert. Die Gerichte waren aufwendig und stilvoll dekoriert. Aus Gemüse wurde filigrane Kunstwerke und sein Tee wurde aus Tautropfen gemacht (den die Diener morgens sammeln mussten!). Dank des Tourismus leben manche dieses Gerichte wieder auf (auch wenn ich nicht denke, das irgendwer noch Tautropfen sammelt :-) ) und so werden in Hue einige klassische Gerichte wie frittierte Wachteln, Schnecken mit Schweinefleischfüllung, frittierte Krebsscheren in einer Schweinehack Garnelen Panade, Reismehlcrepes und vieles mehr als Spezialitäten angeboten.
Das Hue Festival
Hue ist auch für sein Kultur Festival bekannt: 12 Tage und Nächte lang feiern hier 1000 Künstler aus Vietnam und Frankreich mit Musik, Kunstaufführungen und -ausstellungen, Poesieabende und historischem Reenactments. Das Festival findet alle 2 Jahre statt (das nächste mal im April 2018) und wer es besuchen möchte, muss sich bewusst sein, dass Hotels schon lange vorher ausgebucht sind und es natürlich richtig voll wird in der Stadt.
Unsere Hotels in Hue
Das erste mal in Hue haben wir in dem Orchid Hotel genächtigt. Das Hotel hat mir in Vietnam insgesamt am Besten gefallen. Das Bett war gemütlich, die Aussicht toll, die Zimmergröße angenehm und das Personal mega nett. Mit 808.605 VND (ca 29,56 €) war es auch ganz günstig.
Überall lagen Orchideen rum und einen Obstteller gab es auch
Die Aussicht aus dem 6. Stock
Wir hatten sogar einen Computer xD
Links: Das Hotel, rechts: unser Bad
Auf dem Rückweg haben wir noch eine Nacht in Hue verbracht und hier waren wir im Moonlight Hotel. Als 4 Sterne Hotel mit 1.200.000 VND (ca 43,87 €) die Nacht war das unser teuerstes Zimmer in Vietnam.
Das Zimmer ist ganz hübsch…
Die Aussicht könnte schöner sein, aber natürlich haben sie sich die Aussicht auf den Fluss extra bezahlen lassen…