Für meine jährliche Portion Schnee ging es für mich dieses Jahr in den Westerwald auf eine anstrengende und wunderschöne Wanderung. Ursprünglich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mir meine Schneeportion im Hartz Gebirge bei einem verlängerten Wochenende abzuholen, nachdem ich die letzten Jahre immer im Allgäu unterwegs war. Naja, aufgrund von Corona hatte ich mich dann dagegen entschieden, aber auf den Schnee wollte ich trotzdem nicht verzichten. Zwar wurden wir dieses Jahr selbst in Darmstadt verhältnismäßig mit viel Schnee beglückt (und werden es immer noch), aber ich wollte unbedingt noch eine Schneewanderung machen. Zunächst hatte ich mir ein Ziel im Taunus rausgesucht, da dies nicht so weit weg gewesen wäre, aber ständig mussten dort die Straßen gesperrt werden. Ich hatte mich also auf die Lauer gelegt und Webcams und Nachrichten im Blick behalten. Immer wenn ich kurz davor war loszuziehen wurden wieder die Straßen gesperrt. Narf.
An einem schönen Tag hatte ich dann die Nase voll, habe den Taunus Taunus sein lassen, habe mich in mein Auto gesetzt und bin gen Norden in den Westerwald gefahren. Um genau zu sein zur Fuchskaute.
Ganz viel Schnee an der Fuchskaute
Schnee und Nebel
Die Fuchskaute im Westerwald
Die Fuchskaute ist ein erloschener Vulkan. Das Hochplateau ist mit seinen 657hm die höchste Erhebung des Westerwaldes und gehört zum rheinischen Schiefergebirge. Der Name stammt von der Bezeichnung einer Fuchshöhle ab, die eben auch Fuchskaute genannt wird. Hier gibt es eine schöne Wanderroute und ich hatte gelesen, dass sie ideal für Schneewanderungen sein sollte – also wollte ich mir das mal ansehen.
Kilometer: 10,90km
Dauer gesamt: ca 3 Std. (inkl. kleiner Pausen und Fotostops)
Aufstieg & Abstieg gesamt: je ca 240m
Markierung: Wanderzeichen 7
(gemessen mit einer Tracking App)
In der Nacht vor meiner Wanderung kam nochmal richtig viel Schnee runter, sodass ich schon fast angst hatte, es wäre am Ende zu viel des Guten. Am Ziel angekommen kämpfte sich mein kleines, träges Auto gerade noch so auf einen Parkplatz, bevor es mir signalisierte, das ich bei dem hohen Schnee besser nicht weiterfahren sollte. Der Himmel ist in einem einheitlichen grau eingefärbt und es hängt auch noch etwas Nebel in der Luft, aber alles ist wunderbar weiß.
Ein ganz idyllischer Start
Wie wunderschön ist das denn bitte?
Ein ruhiger Wald voller Schnee
Ich habe meine Wanderung am südlichen Ende angefangen (im Gegensatz zu dem Startpunkt in Weißenberg, wie bei der verlinkten Wanderung angegeben), wo die Spitze der Fuchskaute ist. Hier befindet sich auch das gleichnamige Restaurant Fuchskaute, das natürlich derzeit wegen Corona geschlossen war. Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass dies ein schöner Stop für Unterwegs ist (oder zum Abschluss), um gemütlich einzukehren. Ich bewaffne mich mit Sack und Pack und ziehe los. Außer einer Familie, die vermutlich rodeln gehen wollte, ist weit und breit niemand zu sehen. Der Schnee ist z.T. richtig tief – Schneeschuhe wären hier und jetzt nice gewesen, aber die stehen noch auf meiner Wunschliste.
Der Weg sieht harmlos aus, der Schnee hat es aber in sich!
Ein schüchterner Blick auf die kleine Ortschaft Willingen
Eindeutige Wege führen in den Wald hinein
Ich bin begeistert: nicht nur von dem üppigen Schnee, sondern auch von der tollen und wunderschönen Landschaft. Nachdem ich die Familie recht schnell hinter mir gelassen habe, bin ich (gefühlt) komplett alleine. Zunächst verläuft die Strecke über offenes Feld, bevor der Weg einen nach einiger Zeit in den Wald führt. Es herrscht eine komplette friedliche Ruhe. Ich höre nur das Knirschen meiner eigenen Schritte im Schnee und die Geräusche des Waldes. Die Landschaft ist einmalig schön – ich bleibe so etwa alle 2m stehen um ein Foto zu machen (für den Blog aussortieren, war wieder mal eine Qual) und kommentiere es immer mit „Oh!/Krass/Woow! Ist das schön hier!“. Gefühlt komme ich deswegen kaum voran. Es liegt so viel frischer Schnee, das ich teilweise kaum erkennen kann, wo die Wege lang führen. Ich bin froh, dass ich die Route parallel über mein Handy über GPS verfolgen kann. Es ist richtig anstrengend, durch den tiefen Schnee zu laufen. Manche Stellen sind recht einfach, an anderen Stellen „bricht“ man immer wieder etwas in den Schnee ein. Grandios!
Die ganze Welt scheint weiß zu sein…
Der Schnee sieht auf den Fotos gar nicht so tief aus, aber er hatte es in sich!
Nicht den Kopf hängen lassen!
Ich bin gerade stehen geblieben, um die Landschaft zu zelebrieren und eine kleine Verschnaufpause einzulegen, als plötzlich drei Rehe schnell und leise auf dem Feld an mir vorbei hüpfen. Ich bin nicht so schnell wie sie und kriege sie gerade noch so vor die Linse, bevor sie auch schon wieder weg sind. Wie grandios!
Hüpf-di-hüpf – und schon wieder weg
Als ob sie zeigen würden „Hier geht’s lang“
Die Route führt mich schließlich am Ketzerstein vorbei. Auf dieser Erhöhung befindet sich eine ungewöhnliche Basaltformation, die während der Tertiärzeit vor 25-30 Mio. Jahren entstand ist. Die Lava erstarrte hier damals nicht zu Säulen, sondern zu Blöcken. Die Steine sollen einen hohen Eisenanteil haben, was zu einer interessanten Naturerscheinung führen soll: sie beeinflussen Kompassnadeln und egal aus welcher Richtung man kommt, sie soll immer Richtung Ketzerstein zeigen. Ich habe natürlich meinen Kompass zuhause vergessen und konnte es nicht testen. Möchte das jemand für mich nachholen? ;-)
Der Ketzerstein im Schnee
Es ranken sich Geschichte um dieses Naturdenkmal und man sagt, es würde sich hier um einen aus vorchristlicher Zeit stammenden Opferaltar handeln. Aber das „Ketzer“ aus dem Namen bezieht sich vermutlich nicht auf irgendwelche Heiden, sondern eher auf einen mittelalterlichen Grenzübergang, auch „Katze“ genannt und/oder den Ketzerbach mit der ehm. Siedlung Katzhausen.
Der Ketzerstein – und ich Idiot habe meinen Kompass zuhause vergessen
Als nächstes führt mich mein Weg nach Weißenberg. Die kleine Ortschaft scheint ein wenig verschlafen zu sein und ist in wenigen Minuten passiert. Ein älterer Herr schippt vor seiner Haustür Schnee, ansonsten sehe ich niemanden. Hinter der Ortschaft geht es wieder über weite Felder. Es ist schon recht Dunkel und ich bekomme den Eindruck, es wäre schon spät, dabei ist es gerade mal erst 12 Uhr. Es hat zwischendurch auch wieder angefangen zu schneien.
Weißenberg: klein und ruhig
Weite Felder bei Weißenberg – mit viel unberührtem Schnee
Den Pferden scheint die Temperatur nicht zu stören – mir ist trotz der Anstrengung kalt!
Kurz darauf geht es wieder in den Wald hinein und ich passiere ein Stück, wo alles komplett in Schnee gehüllt zu sein scheint. Das ist so wunderschön, dass ich für die 500m eine gefühlte Ewigkeit brauche. Ich lasse hier einfach ein paar Bilder sprechen, auch wenn diese, dem wunderbare Stück Wald nicht gerecht werden können.
Einer von mehreren „Du kannst nicht vorbei“-Momenten, aber doch.. ich konnte
Ich habe den Wendepunkt der Wanderung erreicht. Bisher ging es nach Norden, ab jetzt gehts wieder zurück nach Süden. Hier befindet sich auch das Dreiländereck, wo die Grenzen der Bundesländer Nordrhein Westfalen, Rheinland Pfalz und Hessen aufeinander treffen.
Der Weg lässt sich erahnen…
Hier und da hält die Strecke auch ein bisschen „Abenteuer-Feeling“ für mich parat. Beim kommenden Stück ragen ein paar tiefhängende Ästen auf den Weg – schneebedeckt natürlich. Also winde ich mich um sie herum, damit der Schnee am besten nicht auf mir landen. Die Wege sind in dem Stück klein und gewunden, das gibt dem Abschnitt fast etwas verwunschenes. Kurz darauf erreiche ich den Ketzerbach, den ich mithilfe einer putzigen Brücke überquere. Der Schnee ist nach wie vor recht tief – auch wenn das auf den Fotos überhaupt nicht so aussieht – und langsam spüre ich es in meinen Beinen wie anstrengend es ist. Ich kriege auch langsam Hunger, aber mein Essen wartet (heldenhaft wie ich immer so bin) in meinem Auto auf mich.
Manche Wege sind etwas verschlungen und man muss aufpassen, den Schnee von den Ästen nicht abzuräumen
Eine kleine putzige Brücke führt über den Ketzerbach
Der Ketzerbach
Auf der Strecke geht es immer mal wieder raus über Feldwege und dann wieder in den Wald. Das gibt der Route eine angenehme Abwechslung durch die verschiedenen Schneelandschaften.
Nach dem Wald folgt auch wieder etwas Feldweg
Wer sieht hier auch das Gemälde „Die Erschaffung Adams“? :-D
Hübsche Details im Schnee
Die Route neigt sich langsam dem Ende entgegen und ich freue mich schon auf mein (warmes) Auto. Hier und da begegne ich ein paar wenigen Leuten, die ebenfalls den schönen Schnee zelebrieren, aber insgesamt ist es sehr ruhig auf dieser Route. Tatsächlich frage ich mich, ob die Strecke im Sommer auch so schön ist – ich denke, der Schnee wertet die Route auf, – ich kann mir aber vorstellen, dass im Sommer zumindest mehr los ist. Die Waldstücke haben mir insgesamt am besten gefallen, da diese mit dem Schnee in den Bäumen einfach traumhaft schön waren.
So viel schöner Schnee, da will man sich am liebsten einfach reinwerfen
Das letzte Stück geht etwas bergauf, ein kleines Bächlein kreuzt meinen Weg
Wer mir nicht glaubt, dass der Schnee tief war – die Bank stimmt mir vermutlich zu
Keuchend erreiche ich schließlich das Ende der Wanderstrecke und der Gastronomie-Bereich taucht zwischen den Bäumen auf. Ich bin jetzt fix und fertig – richtig herrlich ausgepowert nach dieser wunderbaren Strecke. So viel Schnee, so viel schöne Landschaft, so viele schöne Waldabschnitte. Ich bin richtig glücklich mit meiner Schneewanderung und darüber, dass es so gut geklappt hat. Inzwischen haben viele andere Leute den Parkplatz erobert und es wird fleißig gerodelt. Ich kuschel mich in mein Auto, die Heizung wird aufgedreht, es wird gesnackt, ein warmer Tee ist auch am Start und es geht zurück in die Heimat. Kurzes Fazit: eine wunderbare Route für eine herrliche Schneewanderung!
Am Ende angekommen und zufrieden!