Auf den Spuren der Römer im Odenwald haben wir einige Plätze des ehemaligen römischen Reiches erkundet und ein wenig mehr über die Geschichte des Odenwalds erfahren…
Römer im Odenwald
Vor 2000 Jahren wurden die gälischen und germanischen Stämme Westeuropas von den Römern unterworfen. Zunächst die Westufer Seite des Rheins, später unter Kaiser Augustus auch die rechtsrheinische Seite. Das Gebiet war für viele Jahre ein fester Bestandteil des römischen Reiches. Der Limes wurde errichtet – eine überwachte Grenze die vom Rheintal durch den Taunus, über die Wetterau, den Odenwald, dem Neckartal bis an die Donau führte. Hier gab es in regelmäßigen Abständen Sperranlagen, Wachtürme und Kastelle, die die Besetzung sichern sollten. Entlang dieser Grenze entwickelten sich Städte, Dörfer und Landgüter die vom mediterranen Einflüssen der Römer geprägt waren. Als diese nach und nach Stützpunkte verließen wurden diese Teile von den einheimischen Stämmen wieder besiedelt. Die römische Herrschaft brach schließlich endgültig zusammen.
Noch heute stößt man im östlichen Teil des Odenwalds auf die Spuren des ehemaligen römischen Reiches. Der Odenwaldlimes verband die bestehenden Militärstützpunkte zwischen dem Main und den Neckar mit rund 80 Wachtürmen und 15 Kastellen.
Das Badehaus im Kastell Würzberg
Unser Rundgang begann am Kastell Würzberg, in der nähe von Michelstadt. Das Gelände ist frei begehbar und erzählt uns ein wenig etwas von dem Alltagsleben der Römer im Odenwald. Neben den Überresten gibt es auch noch einige Informationstafeln, die über das Kastell informieren. Vom Parkplatz (49°38’13.3″N 9°04’53.0″E) aus unternehmen wir eine kurze Wanderung bis zu den Überresten des ehem. Kastells.
Ein schöner, kurzer Weg durch den Wald
Heute noch besonders gut sichtbar ist die Ruine der Therme des Kastells. Für die Römer war die Badekultur ein unverzichtbarer Bestandteil des römischen Lebens und gab den Soldaten ein wenig das Gefühl von heimatlichem Luxus in der Fremde. Es ging hierbei nicht nur um die Hygiene und Pflege – eine Therme war auch der zentrale Treffpunkt der Siedlung. Das Badehaus in Würzberg bot den Römern alle Annehmlichkeiten der mediterranen Badekultur, obwohl es mit seinen 26m länge und 15m breite zu den kleinsten Thermen am obergermanischen Limes zählte.
Für die Umkleide und für die Feuerstelle befanden sich früher hölzerne Anbauten an der Vorder-
und Rückseite der Therme
Es gab verschiedene Räumlichkeiten wie ein Kaltbad, ein Schwitzbad, ein Lauwarmer Raum mit Wanne und ein Warmbad mit Warmwasserwanne
Meistens badeten die Soldaten nach Dienstschluss. Die Bewohner der Lagerdörfer durften die Bäder aber auch mit benutzen. Im 2. Jhd befand sich das Kastell rund 60 Jahre lang in Bentutzung. Es wurde aufgegeben, als sich die Grenze des Limes weiter nach Osten verschob. Das Kastell geriet nie völlig in Vergessenheit und befand sich immer in einem guten Zustand. Einige der im Laufe der Jahre gefundenen Steine wurden in den Eulbacher Park gebracht und dort wiederverwendet. 1909 wurde die Anlage schließlich restauriert.
Hier stand wohl mal ein Brunnen
Der römischer Wachturm Vielbrunn
Der nächste Punkt auf unserer Römer im Odenwald Tour lag nicht weit entfernt: Der römischer Wachturm Vielbrunn – ebenfalls in der nähe von Michelstadt. Der Turm ist an Feiertagen und Samstag – Sonntags zwischen 10-18 Uhr kostenlos geöffnet. Bei diesem Turm handelt es sich um eine Rekonstruktion von 2010, etwa 10m südlich von einer original Holzturm-Stelle. Der aufwändige Nachbau soll nicht nur das Interesse für diesen Teil der Geschichte wecken, sondern natürlich auch die Funktion eines solchen Wachturms veranschaulichen.
Der Wachturm mit einem Stück Limespalisade
Beim Odenwaldlimes wurden 3 der 4 Bauphasen durchgeführt. Zunächst – um etwa 110 n Chr. wurde der Postweg mit Wachttürmen und Kastellen gesichert. In der Phase 2 – um 120 n Chr. – wurden Palisaden errichtet. Um 145 n Chr. folgte Phase 3: die hölzernen Wachtürme wurden durch Steinbauten ersetzt. Die 4. Phase hätte einen Wall und einen Graben anstatt der Palisaden vorgesehen. Der Turm wurde nach archäologischen Erkenntnissen nachgebaut, wobei in der Mitte des Turm eine Treppe eingebaut wurde und der Turm eine Eingangstür besitzt. Im Original hat man das Mittelgeschoss des Turm über Leitern erreicht (so war er einfacher zu verteidigen), welche man dann hochgezogen hatte und über die man dann das Obergeschoss erreichen konnte. Von der oberen Plattform des 11,5m hohen Turms hat man eine ganz gute Übersicht über die Region – was ja auch Sinn und Zweck dieser Türme war um eine Sichtverbindung von Turm zu Turm zuhaben. In so einem Wachturm fand eine sechs- bis achtköpfige Mannschaft platz.
Eine Treppe in der Mitte des Turms – so komfortabel hatten es die Römer damals nicht
Die obere Plattform – hier findet man auch noch ein paar Infotafeln
Die Aussicht über das recht baumlose Tal
Das Freilichtmuseum der Villa Haselburg bei Höchst im Odenwald
Der letzte Punkt auf unserer Tour war die Villa Haselburg. Das beliebten Ausflugsziel kann jederzeit kostenlos besichtigt werden. Das Informationszentrum ist von November bis März geschlossen. Diese Villa gehörte zu einer der mehreren hundert bekannten Gutshöfen aus der Römerzeit und ist die größte bekannte und am weitesten durch Grabungen erfolgte Anlage in Hessen. Das Gelände ist im Besitz der Gemeinde Höchst i. Odw. und wurde zu einem kleinen archäologischen Park umgewandelt.
Die Villa Haselburg in ihrer ganzen Pracht
Ein Grundriss der Anlage?
Die Villa ist seit 1979 freigelegt und besteht aus einem Komplex mit einem Hauptgebäude mit einem großzügigen Bad und einem Wirtschaftshof. Westlich davon gab es noch ein kleineres Gebäude, das als Jupiterheiligtum mit Jupitergigantensäule genutzt wurde. Man geht davon aus, dass hier damals ein Mitglied der Oberschicht gewohnt hat, das Wert auf eine repräsentative Gestaltung gelegt hat. Eine bisher noch offene Frage ist allerdings, welche wirtschaftliche Grundlage dieser große Hof gehabt hat, denn der Boden ist hier eher karg.
Im Informationszentrum findet man einige Infotafeln und ausgestellte Stücke
Das Jupiterheiligtum mit Blick auf die Villa
Details auf der Jupitergigantensäule
Im Laufe des 3. Jhd nahmen die übergriffe der germanischen Stämme immer weiter zu. Man geht davon aus, dass die Villa nicht mehr als 100 Jahre genutzt wurde. Die damaligen Bewohner scheinen bereits frühzeitig – schon vor dem Fall des Limes – den Standort verlassen zu haben. Die Anlage verfiel teilweise und wurde auch als Steinbruch genutzt. Da der Boden hier nicht viel zu bieten hatte, konnte das Gelände nur beschränkt zum Ackerbau verwendet werden. Auf den Mauerresten wuchsen dann Haselsträucher – dank diesen trägt die Villa ihren heutigen Namen Haselburg.
Überreste des Badehauses – kleine Tafeln informieren über den Sinn und Zweck der jeweiligen Räume
Überreste der Villa mit schöner Aussicht
Früher konnten die Räume über den „doppelten Boden“ beheizt werden
Die Villa Haselburg heute: mit einer Freiluft Toilette :)
Hübsche Details an einer Mauer
Ein nachgestellter Vorratsraum – man kann sehen, dass die Villa mit Liebe gepflegt wird
Hier gab es damals auch einen kleinen Weinanbau
Hier endete unsere Tour für diesen Tag. Wer mehr über die Römer im Odenwald erfahren möchte, wird in der Umgebung noch weitere interessante Plätze finden. Mehr Informationen zu potenziellen Ziele könnt ihr hier nachlesen.