Diese Wanderung sollte uns in den wunderschönen Spessartwald bringen, um genau zu sein nach Mespelbrunn. Der Spessart ist ein Mittelgebirge mit dem größten zusammenhängenden Waldgebiete in Deutschland und tatsächlich hatte es mich hier her noch nicht verschlagen. Also wollten wir das ändern. Das Wetter war nicht ganz auf unserer Seite, aber das sollte uns nicht aufhalten – denn wie sagt man so schön? Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Gut eingepackt ging es für uns nach Hessenthal, wo wir uns einen Parkplatz suchten.
Nebel und Schmuddelwetter in Mespelbrunn
Kilometer: 13,17km
Dauer gesamt: ca 3:00 (inkl. kleiner Pausen und Fotostops)
Aufstieg & Abstieg gesamt: je 390m
Markierung: –
(gemessen mit einer Tracking App)
Wir starteten also von Hessenthal – einem Ortsteil der Gemeinde Mespelbrunn – aus. Der Ortsnamen hat btw. nichts mit dem Bundesland Hessen zu tun. Aus einer Urkunde von 1293 geht eine Ortschaft namens Hesilndal hervor, was sich wohl ursprünglich von Haselnüssen abgeleitet hat. Was uns weiter zu einer der hiesigen Gründungslegende bringt: Man erzählt sich, dass einst ein Ritter und einen Kohlbrenner über Wunder unterhielten. Der Ritter wollte den Köhler schließlich von seinem Wunderglauben abbringen. Aus welchem Grund auch immer schlug er sein Schwert bei der Gelegenheit in einen Haselstrauch und das Schwert färbte sich daraufhin blutig rot. Unter dem Busch fand man dann eine kleine Marienstatue. Man baute eine Kapelle für diese Statue, doch verschwand sie immer auf unerklärliche Weise Nacht für Nacht und kehrte zu ihrem ursprünglichen Platz auf dem Berg zurück. Erst als die Bevölkerung versprach, die Figur am alljährlich Pfingstmontag in einer Prozession auf den Berg zu tragen, blieb die Statue in der Kapelle.
Wir folgend em Weg, der uns zur Herrnbildkapelle führt, wo damals die Marienstatue gefunden wurde. Sie wurde um 1670 errichtet. In Hessenthal selbst kann man die Wallfahrtskirche sehen, die aus drei Gotteshäusern besteht: der Gnadenkapelle, der alten Wallfahrtskirche und der großen, neuen Wallfahrtskirche. Auch heute noch soll sie das Ziel zahlreicher Wallfahrten sein und auch die alljährlichen Prozession soll noch Bestand haben. Von dem Hügel bei der Herrnbildkapelle hat man einen schönen Blick auf das obere Elsavatal.
Die Herrnbildkapelle
Der kleine Bach Elsava begleitet uns einen Teil unserer Wanderung. Der knapp 25 km langer Zufluss des Mains entspringt nordöstlich von Hessenthal und läuft durch Mespelbrunn. Der Kulturweg „Unterm Herrnbild“, der vom Verein Archäologisches Spessartprojekt gegründet wurde, führt zum Oberlauf des Baches und bietet unterwegs 700 Jahre Kulturgeschichte des Spessarts. Die Wallfahrtskirche in Hessenthal ist die erste Station dieses Weges.
Da hat jemand scheinbar Beute in Aussicht!
Das könnte auch der Beginn eines Horrorfilms sein…
Zunächst geht der Weg überwiegend über offenes Feld. Die Steigung ist eher saft, da der Weg parallel zu Hessenthal verläuft und die Steigung auf einen längere Strecke verteilt wird. Dann gibt es einen kurzen, knackigen Part, der uns zum Schnaufen bringt, bevor es dann Richtung Spessartwald geht. Der nächste Abschnitt führt durch den Wald, der z.T. schon fast Märchenwaldhaftige Züge hat – auch wenn es auf den Fotos nicht so aussieht. Der Naturpark Spessart wurde 1960 gegründet und war der erste Naturpark Bayerns.
Hinter uns liegt Hessenthal
Der Nebel hält sich hartnäckig
Unterwegs im Naturpark Spessart
Bleibt gesund!
Jetzt geht es zur Abwechslung mal wieder etwas bergab. Wir steigen den Langen Grund hinunter. Die Route führt entlang einer alten, mittelalterlich wirkenden Mauer, die an vielen Stellen mit Moos bedeckt ist. Richtig schön! Dies sind die Reste einer sogenannten Trockenmauer aus dem 19. Jhd, die am südlichen Talhang errichtet wurden. Ursprünglich wurde hier Ackerbau betrieben und einige Überbleibsel der damaligen Landschaftsnutzung sind auch heute noch sichtbar.
Reste der Trockenmauer
Dieser kleine Waldabschnitt gefällt uns besonders gut. Nicht nur die tolle Mauer, auch die Bäume sind wir wunderschön mit Moos bedeckt
Wieder heraus aus dem Wald geht der Weg weiter nach Mespelbrunn hinein. Auch treffen wir hier die Elsava wieder. Das Dörfchen liegt fast verschlafen da und außer ein paar quietschfidelen Enten begegnen uns nur wenige Leute.
Die Elsava in Mespelbrunn
Im südlichen Teil von Mespelbrunn führt uns ein steiler Waldweg zu der Basilika St. Maria Schnee. Sie ist ein Nachbau der römischen Basilika, wie sie auf dem römischen Kapitolshügel steht und wurde gegen 1874-1875 erbaut. Sie diente als Gruftkapelle der gräflichen Familie von Ingelheim. Das Innere kann leider nicht besichtigt werden, aber der tolle Blick über das Elsavatal und über Mespelbrunn tröstet darüber hinweg.
Die Gruftkapelle St. Maria Schnee…
…mit schönem Blick über das Elsavatal – bei uns eben in der Nebel-Edition
Der Weg führt uns dann zu einem der Highlights auf dieser Wanderroute, dem Wasserschloss Mespelbrunn:
Das Wasserschloss Mespelbrunn
Als nächstes erreichen wir das Wasserschloss Mespelbrunn – welches ein beliebtes Ausflugsziel im Spessart ist. Das Renaissance-Schloss wurde im frühen 15. Jhd erbaut und ist bis heute im Familienbesitz. Das Grundstück wurde ursprünglich als Wüstung (aufgegebene Siedlung oder Wirtschaftsfläche) verschenkt. Es ist unklar, ob damals bereits eine Vorgänger-Burg dort gestanden hat. Errichtet wurde das Wasserschloss vermutlich zwischen 1419 und 1427 und im Laufe der Jahre immer wieder um- und ausgebaut. Seiner versteckten Lage hat es das Schloss zu verdanken, dass es alle Kriege unbeschadet überstand und sein ursprüngliches Erscheinungsbild bis heute erhalten konnte. Dazu kommt, dass es nicht wirklich als Hauptsitz genutzt, aber immer instandgesetzt wurde.
Ein Blick vom Wanderweg aus auf das Cafe des Wasserschlosses
Während die Familie Grafen von Ingelheim den Südflügel bewohnt, ist der Nordflügel z.T. für die Öffentlichkeit geöffnet. Auch finden hier regelmäßig Freilichtaufführungen mit Schauspielern des örtlichen Laientheaters statt. Bei unserem Besuch war das Schloss wegen Corona natürlich geschlossen. Wir sind ein wenig um das Gelände herum gelaufen und konnten zumindest noch ein schönes Foto ergattern. Ein richtiger Besuch wird sicherlich zu einer späteren Zeit folgen.
Das Wasserschloss Mespelbrunn
Von hier aus führte uns der Weg wieder nach Mespelbrunn rein. Haben wir die kleine Ortschaft passiert, geht der restliche Teil der Wanderung wieder über geschwungene Feldwege weiter und auch hier und da mal durch kurze Waldabschnitte. Schließlich erreichen wir zufrieden unseren Ausgangspunkt. Es war nass und kalt, aber immerhin hat es nicht geregnet – Juhu!
Durch Mespelbrunn
Geschwungene Feldwege
Auf dem Weg sieht man immer wieder Bildstöcke
Kleines Fazit: eine schöne, gemütliche Runde wenn man Mespelbrunn und den Spessart kennen lernen möchte. Das Wasserschloss ist natürlich ein Highlight unterwegs und sicherlich einen Besuch wert. Für den sonnigen Hochsommer würde ich diese Route allerdings weniger empfehlen, da sie überwiegend über offenes Feld führt und eher wenige schattige Wege hat.