Am nächsten Tag hieß es für uns weiter zu ziehen. Ein wahres Highlight wartete auf uns bei Merzouga. Wir sollten eine Nacht in der Wüste verbringen…
Auf in die Wüste!
Ok, eine Nacht in der Wüste klingt jetzt spektakulärer als es eigentlich war. Normalerweise kann man in Marokko in einem Wüstencamp übernachten. Tatsächlich bin ich so auch auf Marokko als Reiseland aufmerksam geworden. Nachdem ich einen Reisebericht dazu gelesen hatte, wollte ich das unbedingt auch machen – zunächst nur ein verlängertes Wochenende mit Marrakesch. Dann fiel mir aber auf, wie viele hübsche Ecken es in Marokko gibt und so wurden gleich fast 2 Wochen draus. Naja. Zumindest buchte ich die Tour mit einer Übernachtung in einem Wüsten Camp. Einen Monat später bekam ich eine Email, dass die Übernachtungen in der Wüste nicht mehr angeboten werden und man daher in einem Hotel am Rand der Wüste einquartiert wird. Mäh!
Auf den Straßen von Marokko
Da die Wüstencamps scheinbar so überhand genommen haben, hat die Regierung diese kurzfristig verboten. Das führte zu Protesten in der Region. Inzwischen sollen die Camps nur noch am Rand der Wüste erlaubt sein, aber es gibt wohl noch vereinzelte Anbieter, die auch noch im Zentrum Übernachtungen anbieten. Aber lange Rede, kurzer Sinn. Von Tinghir aus sind wir an diesem Vormittag aus Richtung Wüste gestartet. Die Landschaft veränderte sich nach und nach und man merke, das man der Wüste immer näher kam…
Mein erstes Andromeda! Es lief einfach so – ganz alleine – an unserem Auto vorbei
Ein hübsches Tor in einer kleinen Stadt auf dem Weg
Angekommen in der Wüste
Dann waren wir da! Die Sahara lag direkt vor uns! Die Sahara ist die größten Trockenwüste der Erde und der Süden Marokkos gehört z.T. dazu. Per definition heißt Wüste nicht automatisch auch Sanddünen. Zu einer Wüste gehört alles, was weniger als 200ml Niederschlag und eine potentielle Verdunstung von über 2000ml hat – so gehört auch der Hohen Atlas zur Sahara. Der Großteil der Marokkanischen Wüste besteht also eher aus Stein- und Felswüsten. Doch glücklicherweise hat Marokko gleich zwei Sanddünenlandschaften: Erg Chegaga und Erg Chebbi.
Der erste Blick vom Hotel aus in die Wüste
Im Bezug auf die Wüste ließt man immer den Namen Merzouga. Dies bezieht sich auf einen kleinen Wüstenort mit etwa 500 Einwohnern, nahe der Sanddünen des Erg Chebbi. Wir waren selbst nicht wirklich in Merzouga und haben da vermutlich auch überhaupt nichts verpasst. Der Ort ist weder traditionell, noch besonders alt, noch soll er besonders ansehnlich sein. Er wurde vor wenigen Jahrzehnten gegründet und lebt praktisch ausschließlich vom Tourismus. Nomaden gründeten den Ort, als diese sesshaft wurden.
Untergebracht wurden wir im Hotel Ksar Merzouga nahe der kleinen Ortschaft Hassilabied – zwar kein Wüstencamp, aber immerhin ein schönes Hotel!
Vom Hotel aus war man auch in zwei Minuten in der Wüste – immerhin
Zum Sonnenuntergang mit dem Kamel unterwegs
Wir besuchten die Wüste Erg Chebbi – Erg steht übrigens für eine Sandwüste in der Sahara. Sie ist mit ihrer größe von 25 x 9 km nicht besonders groß und leicht zugänglich. Das merkt man, man ist nie wirklich alleine – die Chebbi ist sehr gut besucht. Aber die Aussicht ist phänomenal: feiner Sand und grandiose orange-rote-beige Sanddünen! Wir haben Glück und es herrscht während unseres Besuch kein Sandsturm – die können einem den ganzen Besuch vermiesen. Nachdem wir uns ein wenig akklimatisieren konnten (und ich natürlich schon den ersten Kontakt mit der Wüste aufnehmen musste), ging es zum ersten Touri-Programmpunkt über. Eine Tour mit Andromedare in die Wüste – pünktlich zum Sonnenuntergang.
Diese Andromedare warten schon brav auf uns
Hier bin ich tatsächlich etwas zwiespaltigen. Die Wüste hat mir total gut gefallen und ich war mega begeistert. Allerdings muss man sagen, dass das Programm schon wirklich sehr touristisch aufgezogen wurden. Wir wurden alle auf die Andromedare gesetzt, sind ein Stück durch die Wüste getrabt, wurden wieder abgesetzt, hatten Zeit uns den (zugegeben sehr grandiosen) Sonnenuntergang anzusehen, wurden wieder auf die Andromedare gesetzt und kamen im Dunklen wieder im Hotel an. Für mich war es das erste mal mit Andromedaren, von daher muss ich schon zugeben, dass es für mich ein Erlebnis war. Aber es hat sich eben nicht sehr authentisch angefühlt. Auf der anderen Seite darf man wohl von so einer gebuchten Tour auch nichts anderes erwarten. Wer einen authentischen Wüstenaufenthalt erleben möchte, muss da schon etwas anderes buchen. Als letztes hatte ich noch etwas bedenken, wegen den Tieren. Tiere und Tourismus – das ist oft keine gute Kombination. Auf meine Frage hin, wie die Tiere hier behandelt werden, antwortet mein Guide, dass die Tiere nur eine bestimmte Zeit „im Dienst“ sind und dann mehrere Monate Pause haben. Tagsüber spazieren sie auch oft frei durch die Gegend (davon haben wir auch einige gesehen) und kommen zu Arbeitsbeginn pünktlich wieder zurück – Naja, vermutlich weil es dann Futter gibt. Ich hoffe, das stimmt.
Einer brav hinter dem anderen – so wackeln wir durch die Wüste
Tourismus hin oder her – die Wüste hat mich trotzdem begeistert
Die Andromedare blicken sehnsüchtig ihrem Feierabend entgegen – bald habt ihr es geschafft!
Den Sonnenuntergang haben wir dann wie erwähnt auf einer Sanddüne verbracht. Das war wirklich schon sehr schön! Bis auf die ein oder andere Touri-Gruppe, die wir kaum wahrgenommen haben – hatten wir auch unsere Ruhe. Insgesamt war das schon ein sehr schönes Erlebnis für Einsteiger und wer Fotos machen will, wird auch auf seine Kosten kommen.
Die Dünen in Erg Chebbi sind bis zu 150m hoch
Wie kann man diese Landschaft auch nicht grandios finden?
Das obligatorische Touri-/Instagram-Foto muss natürlich auch sein *seufz*
Spuren im Sand
Diese Weite war sehr beeindruckend (und das, obwohl diese Wüste gar nicht so groß ist :-)
Nachdem es dann für uns zur Dämmerung zurück ging, gab es dann noch ein ausgiebiges und leckeres Buffet im Hotel. Anschließend haben wir den Abend mit einem Lagerfeuer und traditioneller Musik ausklingen lassen.
Ein Sonnenaufgang in der Wüste
Am nächsten Morgen sind wir zeitig aufgestanden. Das Tourprogramm begann zwar zeitig, aber der Sonnenaufgang war zeitiger und den wollten wir uns nicht entgehen lassen. So begann es gerade zu dämmern, als wir in die Wüste stapften. Dort warteten bereits schon fleißige Einheimische, die sich als Guide anbieten wollten. Wir wollten nicht zu weit in die Wüste rein, da wir leider nicht so viel Zeit hatten, also lehnten wir ab. Verfolgt wurden wir trotzdem und einer wisch nicht von unserer Seite. Pünktlich zum Sonnenaufgang packte er dann auch seine Souvenirs aus und wollte uns etwas andrehen. Sorry, da waren wir anderweitig beschäftigt. Und zwar mit Fotos machen!
Nach dem Sonnenuntergang folgt auch wieder der -aufgang
Wir hatten etwas Zeitdruck und warteten gespannt auf den Sonnenaufgang
Keine Minute zu früh spähte die Sonne hinter den Dünen hervor – mega schön!
Unterwegs in der Wüste
Wir hatten gerade noch Zeit die aufsteigende Sonne zu sehen und mussten dann schon direkt wieder zurück ins Hotel hasten. Dort gab es ein Frühstück „to go“ und dann saßen wir auch schon im Geländewagen und es ging in die Wüste hinein. Unser erster Stop war der See Dayet Srij (oder auch Lac de Merzouga) am südlichen Ende unserer kleinen Wüste. Dieser saisonale See ist immer nur von November bis Mai hier zu sehen. Er entsteht während der Regenzeit. Der Boden ist hier eher sumpfig – daher kann das Wasser schlechter im Boden versickern und so bildet sich der See. Natürlich ist er bei Tieren sehr beliebt – hier ruhen sich gern Zugvögel auf ihrem Weg in den Norden aus.
Unterwegs mit dem Geländewagen in der Wüste
Der See ergibt einen hübschen Kontrast zwischen dem Blau des Wassers/Himmels und dem gelb-braunen Sand
Wir konnten ein paar Flamingos beobachten – diese waren aber schüchtern, also sind wir nicht zu nah dran
Danach ging es turbulent weiter quer über die Sanddünen. Das war sehr spaßig und dank des offenen Fahrerfensters waren wir auch hautnah mit dabei, denn der Sand wurde hoch aufgewirbelt und flog auch mal durchs Fenster. Unser Ziel war ein Nomadenlager, in dem wir einen frischen Minztee bekamen und ein wenig etwas über das Leben dort erfahren haben.
Dieser putzige Fennek hat unser Herz erweicht – leider lebt er in Gefangenschaft als Haustier…
Danach ging es noch in die südwestlich von Merzouga liegende kleine Minenstadt. In der Mine wurde Blei und Zink abgebaut – insbesondere während der Kolonialzeit. Wir fahren zunächst durch ein verlassene kleines Dorf, dessen Häuschen nur noch aus Ruinen bestehen. Danach geht es zu einem Hochplateau, von dem man eine tolle Aussicht auf die Umgebung hat. Die Minen sind auch heute noch in Betrieb, obwohl die Arbeit dort sehr hart ist. Die Bergleute müssen tagsüber in den hohen Temperaturen in der Sonne arbeiten. Manche Grube sind mehr als 30m tief.
Aufgrund des Bleis und Zink hat die Mine einen charakteristischen Schwarzton, mit dessen schwarzen Pulver die Frauen sich früher die Augen geschminkt haben
Fazit zum Schluss: wie schon erwähnt, darf man bei einer 08/15 vorgebuchten Tour kein mega authentisches Erlebnis erwarten. Trotzdem ist es – gerade für Wüsten-Anfänger – eine schöne Möglichkeit einfach und schnell in die Wüste zu gelangen. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man aber vielleicht eher 2 Übernachtungen buchen. Unsere Zeit ging so schnell rum, ich hatte nicht das Gefühl es richtig genießen zu können, da wir gefühlt von einem Termin zum nächsten gescheucht wurden. Ich kann mir vorstellen, so etwas nochmal zu machen – dann aber etwas individueller. Wer etwas weniger Tourismus möchte, kann sich auch mal über die Zagora-Wüste oder Erg Chegaga schlau machen. Hier soll es etwas ruhiger zu gehen.
Wir sagen der Sahara Tschüß zur Sahara