Eine Nacht haben wir bei Tinghir verbracht, nahe der großartigen Todra-Schlucht! Ein Spaziergang im Palmenhain im unteren Todratal durfte natürlich auch nicht fehlen…
Über den Tizi n’Tichka Pass ins Atlas Gebirge
Von Fes aus ging es für uns weiter nach Marrakesch, wo wir einen Tag Zwischenstop hatten. Dazu aber später mehr – da es nach unserer Odysee in den südosten Marokkos wieder zurück nach Marrakesch gehen würde. Von Marrakesch aus ging es in die ca 370km entfernte Stadt Tinghir. Auf dem Weg dorthin hatten wir aber noch ein paar Stops geplant. Zunächst einmal mussten wir den Tizi n’Tichka überqueren – einen 2.260 m hoher Gebirgspass im Hohen Atlas. Dieser Pass ist der höchste Punkt auf der Verbindungsstraße N9 und aufgrund seiner Höhe und kurvenreichen Route kann er nach Schneefällen in den Wintermonaten (Nov – März) zeitweise gesperrt sein.
Hübsche Aussichten auf das Atlas Gebirge
Über den Tizi n’Tichka in den Südosten Marokkos
Die Straße ist übrigens in den 1960er Jahren erstmals asphaltiert worden
Auf dem Pass gibt es div. Souvenirgeschäfte, aber auch Cafes – falls man ein Päuschen einlegen möchte
Damit befanden wir uns (wieder) im Atlas Gebirge. Die Gebirgskette erstreckt sich auf fast 3000km von Marokko über Algerien bis nach Tunesien. Es gibt verschiedene Aufteilungen, z.B. gehört das Rif-Gebirge (bei Chefchaouen) im Norden Marokkos auch zum Atlas Gebirge. Dazu kommt noch der Mittlerer, der Hohe und der Anti-Atlas. Benannt ist das Gebirge nach dem Titanen Atlas aus der griechischen Mythologie. Nachdem Zeus die Titanen besiegte, musste Atlas als Strafe das Himmelgewölbe der Welt stützen. Perseus enthauptete Gorgo Medusa – bei dessem Anblick man sofort zu Stein erstarrte – und gelangte zu Atlas. Da dieser ihm die Gastfreundschaft verwehrte, zeigte Perseus ihm den Kopf der Medusa und er versteinerte und wurde damit zum Atlas Gebirge.
Ein kurzer Zwischenstop in Ouarzazate
Unser erster richtiger Stopp an dem Tag war die Stadt Ouarzazate. Sie ist das wirtschaftliche Zentrum südlich des Hohen Atlas und hier leben überwiegend Berber. Bekannt ist die Stadt führ ihre Filmstudios, die auch im Zuge einer Führung besichtigt werden können. Ursprünglich handelte es sich hier um eine einfache Berbersiedlung, in der man überwiegend von der Landwirtschaft und der Viehzucht lebte. Während der französischen Kolonialisierung entwickelte sich Ouarzazate schnell zu einem Zentrum für Verkehr, Handel und Handwerk.
Diese kleinen Mini-Autos sind irgendwie ein Ding in Marokko
Einfaches Stadtleben in Ouarzazate
Hier haben wir uns eine kleine Pause gegönnt, die Beine ausgestreckt und uns etwas zu essen gesucht. Wirklich viel haben wir von der Stadt selbst nicht gesehen. Gestoppt haben wir am Platz Place Al-Mouahidine – ein lebendiger Platz der von Cafes und Restaurants gesäumt ist. In einem kleinen Restaurant habe ich Briouats probiert. Leckere, kleine, frittierte Teigtaschen, die gewöhnlich mit Hackfleisch, Käse oder Gemüse gefüllt sind. Bei mir gab es vegetarische mit Gemüse.
Haben so ähnlich wie veg. Frühlingsrollen geschmeckt :-)
Gebirgige Landschaft am Atlas
Ein bisschen Natur darf aber auch sein
Die Stadt Tinghir
Nach einer gefühlten ewigen Autofahrt erreichten wir die Stadt Tinghir. Die Oasenstadt ist bekannt für ihre großflächigen Dattelpalmen“wälder“. Die Palmen ziehen sich wie eine grüne Ader durch die Stadt/Gegend und ermöglicht den Bewohnern eine ganzjährige Selbstversorgung. Ansonsten ist sie als Hauptstadt der Provinz auch ein Verwaltungs- und Marktort. Wir lassen die Stadt links liegen und fahren weiter.
Bauten aus Stampflehm entlang unserer Reiseroute
Von der Umgebungsstraße N10/R703 hat man eine grandiose Aussicht auf die Stadt und ihre Palmen
Unser erster Blick auf die Palmenoasen – wirklich sehr hübsch!
Eine Nacht am Oued Todras
Im Norden, etwa 10km entfernt, liegt ein kleiner Vorort wo unsere Reise für diesen Tag enden sollte. Der Ort ist klein und beschaulich und ich fühle mich hier sehr wohl. Als wir ankommen ist die Sonne bereits hinter den hohen Bergen verschwunden und ein Schatten legt sich auf das von rostroten Bergen umgebene Tal. Es ist unglaublich ruhig und idyllisch. Der Fluss Oued Todra (auch Todgha oder Toudgha) plätschert leise vor sich hin.
Angekommen an unserem Endziel für heute…
… eine kleine idyllische Ortschaft umgeben von hohen Bergen
Der 162km lange Fluss Oued Todra führt während der Sommermonate (i.d.R. zwischen Mai und Oktober) normalerweise kein Wasser mehr. Jetzt Anfang November kehrt er bereits zurück. Er ist der wichtigste Fluss für die Provinz und einer der wichtigsten im südlichen Marokko. Er schlängelt sich zwischen den Bergketten des Hohen Atlas bis nach Tinghir und verwandelt das enge Tal in einen blühenden Palmenhain. Von dort aus geht es weiter in das etwa 20km entfernte Agoudim n’Aiït Yazza. Das Flussbett der etwa 50km entfernte Oase Ferkla erreicht das Wasser meistens allerdings nicht mehr – bzw. nur bei starken Regenfällen für eine kurze Zeit.
Ein einfaches Leben mit einfachen Häuser – schön!
Von der Terrasse unserer Unterkunft konnte man ein bisschen lunsen
Die Ortschaft ist sehr einfach – aber das macht ihren eigenen Charme aus
Wir quartieren uns in unserer Unterkunft ein und ziehen dann sofort los um noch ein wenig den Ort zu erkunden. Es ist schön ruhig. In den kleinen Gassen trifft man hier und da ein paar Einheimische. Auf der Hauptstraße schon ein paar mehr – alle gehen ihren früh abendlichen Tätigkeiten nach. Ich fühle mich ein wenig beobachtet, aber keiner spricht mich an. Hier bemerkt man den Unterschied zwischen ländlichem Leben und dem touristisch geprägten Alltag in der Stadt. Keiner versucht mich zu belabern, keiner versucht mir was anzudrehen. Sehr angenehm.
Die Hauptstraße durch den kleinen Vorort
Genächtigt haben wir im Royal Palmas Hotel – ein einfaches, aber sehr hübsches Hotel
Durch die Todra-Schlucht
Natürlich darf auch ein Spaziergang durch die Todra-Schlucht nicht fehlen. Von dem kleinen Vorort ist die Schlucht zu Fuß in weniger als einer halben Stunde erreichbar. Der Fluss Oued Todra schlängelt sich durch die Schlucht und auch wenn es keine großen Attraktionen zu sehen gibt, ist die Schlucht selbst mit ihren fast 300m hohen, fast senkrechten Felswänden ein Hingucker für sich. So zählt sie zu den landschaftlichen Höhepunkten im Süden Marokkos! Natürlich ist sie auch bei Klettersportlern sehr beliebt.
Kleine „Wasserfälle“ gibt es hier auch ;-)
Neben dem Fluss gibt es hier auch einige interessante Felsen zu sehen
Wir sind früh morgens dort durch marschiert und dies war eine gute Wahl: wir hatten sie praktisch für uns alleine! Nur mit ein paar Hunde und einem zeitigen Souvenirhändler, der ganz gemächlich seine Waren ausgepackt hat, mussten wir sie teilen (Tagsüber können da wohl einige Autos am Rand stehen, dazu kommen einige Souvenirstände und natürlich die Besucher selbst). So macht das Spazieren durch die Schlucht gleich doppelt so viel Spaß.
Wow! Eine sehr beeindruckende Schlucht
Für hungrige ist auch gesorgt: ein Restaurant mitten in der Schlucht
Na, wenn das da steht, dann muss das auch so sein, oder?
Ein Spaziergang durch die Palmenhaine
Bevor unsere Reise weiter gehen sollte, wollen wir es nicht verpassen noch eine kleine Wanderung durch die Palmenhaine zu machen. Mit knapp 1,66km nicht der Rede wert, aber trotzdem ein netter Spaziergang um die Gegend ein wenig zu erkunden. Die Palmen erstrecken sich an beiden Seiten des Flusses und spenden einen angenehmen Schatten. Etwas weiter wird das Wasser etwas knapper – hier wachsen Pflanzenarten, die mit weniger Wasser gut zurechtkommen, z.B. Gerste und Mandeln. Generell sind zwischen den Palmen kleine Gärten und Felder angelegt, die noch in traditioneller Weise mit Obst- und Gemüse bewirtschaftet werden.
In der nähe von dem Hostel Dounia kommen wir auf die andere Seite des Flusses und starten unsere Route
Hier ist das Flussbett teilweise noch sehr trocken!
Wir wandern einen schmalen Weg der Palmen und Berge entlang
Wir kommen an Feldern vorbei, wo die Pflanzen, wie zu Boden gedrückt scheinen. Da das Wasser nicht immer bis zur unteren Talebene reicht, hat man sich hier ein raffiniertes Bewässerungssystem namens „Nouba“ ausgedacht. Dieses sorgt dafür, dass in jedes der umliegenden Dörfer abwechselnd für eine bestimmten Anzahl Tage das Wasser auf diese Felder geleitet wird.
Hier kam wohl schon einiges an Wasser vorbei
Wir erreichen eine kleine Ortschaft (Ancienne Kasbah) mit Stampflehm errichteten Gebäude. Der Großteil dieser Gebäude ist leider bereits verfallen. Die meisten davon stammen aus der zweiten Hälfte des 19. und der erste Hälfte des 20. Jhd und werden von den Eigentümern nicht mehr instand gehalten, da diese inzwischen in moderne „normale“ Häuser umgezogen sind. Inzwischen nutzen nur noch arme Bauern diese günstige Wohnräume als Unterkunft (wobei diese Gebäude – soweit ich das beurteilen kann – leer zu stehen scheinen).
Wir folgen den Weg weiter nach links. Nachdem wir einen hübschen Ausblick auf den Berg – von dem wir uns langsam entfernen – passiert haben, erreichen wir wieder den Fluss. Über ein paar Steine hüpfen wir drüber und befinden uns wieder in der Stadt. Für uns hieß es dann wieder Sachen packen und weiter ziehen.
Wir erreichen wieder den Fluss …
den wir über ein paar Steine leicht überqueren können