Die Halbinsel Snæfellsnes liegt zwar nicht an der Ringstraße – ist trotzdem aber einen Besuch wert. Hier machte ich meine ersten Erfahrungen mit den Schotterstraßen Islands…
Auf nach Snæfellsnes!
Wieder hieß es zeitiges aufstehen und Borgarnes verlassen. Heute stand meine Streckentechnisch längste Route an. Außerdem waren viele Stops geplant. Das Wetter meinte es an diesem Tag nicht so gut mit mir. Es war sehr stürmisch und es regnete. Die heutige Route sollte mich auf die Halbinsel Snæfellsnes führen. Diese Halbinsel wird gern als „Miniatur Island“ bezeichnet, da man hier alle typischen Landschaftsformen der Insel sehen kann und generell einer der schönsten Landschaften des Landes haben soll. Wer also nicht viel Zeit hat, kann hier einen repräsentativen Kurzurlaub machen. Hier kann man verzweige Höhlensysteme entdecken, Strände und Lavafelder erkunden und Vögel beobachten. Die Straße 54 führt einmal um die Halbinsel herum. Dazwischen gibt es ein paar Passstraßen, die Nord und Süd verbinden – diese können aber (auch im Sommer) immer mal wieder wegen „winterlichen Verhältnissen“ gesperrt sein. Die Halbinsel hat eine Länge von 80km und eine Breite von etwa 10-20km. Hier leben etwa 4.000 Menschen – verteilt auf 5 Dörfer und ein paar Farmen.
Der Gletscher Snæfellsjökull ist das Markenzeichen der Region. Meistens ist er in Wolken gehüllt – wie auch bei meinem Besuch. Vor lauter Regen und Wolken habe ich ihn praktisch nicht zu Gesicht bekommen. Der Name des 1.446m hochen Gletschers bedeutet ganz einfach „Schneeberg“. Der letzte Ausbruch fand vor etwa 1800 Jahren statt – gilt aber trotzdem noch als aktiv. Die Lava seiner Ausbrüche sind in der ganzen Region zu sehen.
Endlich gesichtet: Snæfellsjökull – dieses Foto konnte ich an einem schönen Tag von Reykjavik aus machen
Die Landschaften der Halbinsel Snæfellsnes – und tiefhängende Wolken
Trotz schlechtem Wetter wunderschön und einen besuch wert
Kurz nach Borgarnes verlasse ich die Ringstraße Richtung Norden und fahre weiter auf der 54. Der erste Stop ist Langárfoss – ein kleiner, süßer Wasserfall. Er hat keinen Parkplatz und das Gebiet war als Privatgrundstück gekennzeichnet. Ich versuche sowas immer zu respektieren und nicht einfach hinein zu spazieren. Weil ich so früh dran war, war nichts los und ich habe am Rand einer Feldeinfahrt geparkt (Ja… Auch nicht so optimal, aber man möge es mir verzeihen, es war ja nichts los) und von der Straße aus ein Foto geschossen. Aber im Zweifel verpasst man hier auch nicht so viel – es gibt ja genug andere Wasserfälle in Island!
Langárfoss am Morgen
Unterwegs auf der Straße 54
Am Straßenrand sehe ich plötzlich eine wunderschöne Ansammlung von Steinen, die z.T. mit Moos bewachsen sind. Ich halte kurz an um ein paar Fotos zu schießen. Hierbei scheint es sich um das Lavafeld Barnaborgarhraun des Kraters Barnaborg zu handeln.
Ein Lavafeld am Straßenrand
Berge umhüllt mit Wolken – ein Anblick den ich an diesem Tag noch häufig sehen sollte
Etwas weiter nördlich, hatte ich die Gerðuberg Cliffs auf der Karte entdeckt. Von der asphaltierten Straße ging es eine kurze Strecke über eine Schotterstraße. Ich hab mich richtig tapfer gefühlt, wie ich geduldig über den Schotter gekrochen bin. Kurz darauf entdecke ich dann die unter Naturschutz stehende Klippe aus Basaltgestein. Entstanden ist diese Klippe aus Lava, die vom Meer abgekühlt wurde und in Form dieser Säulen erstarrt ist.
Was für ein tolles Naturphänomen!
Hier regnete es recht heftig, aber das hielt mich nicht vom erkunden ab
Die Säulen sind zwischen 1-1,5m breit und 7-14m hoch!
Das Wetter wurde leider nicht besser und es schien auch keine Besserung in Sicht zu sein. Also setzte ich mich wieder ins Auto und fuhr weiter. Vor mir einfach nur eine dicke Suppe aus Nebel – kann konnte z.T. kaum was von der Landschaft sehen. Es ging zu meinem nächsten Stop, dem Ytri Tunga Beach. Hier sollte man Seehunde sehen können, die sich auf den Steinen sonnen sollten. Ja. Richtig. Sonnen… Ohne Sonne? Die Seehunde soll man nur bei Ebbe und gutem Wetter sehen können. Ich mache mir also keine große Hoffnung, fahre aber trotzdem hin.
Dort angekommen sehe ich – wie erwartet – keine Seehunde. Verstehe ich. Bei dem Wetter würde ich mich auch nicht sonnen wollen. Der Strand ist trotzdem schön. Rauh und die Wellen brechen sich an den Steinen. Ich gehe ein wenig spazieren. Als ich ein Foto mache, entdecke ich etwas auf dem Foto. Und dann sehe ich doch noch ein paar Seehunde! Zwar nur wenige und weit entfernt, aber trotzdem! Wie toll!
Ein wilder und verlassener Strand – der Ytri Tunga Beach
„Was willst DU denn hier?!“ Denkt sich der Vogel bestimmt
Da sind sie! Seehunde, die versuchen sich zu sonnen!
Und später entdecke ich noch ein paar mehr! Juhu!
Singschwäne – In Sachen Vögel kann man in diesem Land einiges entdecken
Der nächste Stop ist die kleine Kirche Búðakirkja. Ein Überbleibsel des Handelsplatzes Búðir. Bis 1930 war der Ort bedeutend und es müssen viele Menschen hier gelebt haben. Heute ist davon kaum noch was zu sehen. Die kleine Kirche ist bei einem Feuer abgebrannt, wurde aber originalgetreu wieder aufgebaut. Auf der Rückseite befindet sich ein kleiner Friedhof mit einigen Gräbern.
Es ist nebelig. Die Wolken schieben sich hinter der Kirche über die Berge. Die Ecke hat irgendwie was schauriges. Apropos… Hier lebte einst der Massenmörder Axlar-Björn, der in seinem Gasthaus im 16. Jhd seine Gäste erschlug. Die Leichen versenkte er und behielt die Wertsachen dieser Besucher. Wie viele es ingesamt waren ist unklar – aber mindestens 18 seine Gäste hat er erschlagen. 1596 wurde er schließlich hingerichtet. Das „Axlar“ in seinem Namen stammt aber nicht von der Axt, die er benutzt haben soll, sondern von seiner Farm – die Farm Öxl. Heute kann man hier auch wieder übernachen und das sogar ganz ohne erschlagen zu werden!
Eine tolle Atmosphäre bei der Kirche Búðakirkja – seht euch nur diese Wolken an!
Folgt man dem Pfad hinunter zum Meer, kommt man an einen kleinen Sandstrand. Außerdem hat die Region von riesigen Lavafeldern, die man auch vom Strand gut erkunden kann. Teilweise sind sie mit Moos bewachsen. Wunderschön.
Erstarrte Lava an einem gelben Sandstrand
Lava umgeben von grün
Hier lohnt sich ein – zumindest kurzer – Spaziergang
Der Nationalpark Snæfellsjökull
Es geht weiter und der Nationalpark Snæfellsjökull liegt vor mir. Der 170km² Nationalpark wurde nach dem bekannten Gletscher benannt. Hier findet man – außer in den kleinen Ortschaften – keine Läden und keine Gästehäuser. An der Küste entlang ziehen sich zahlreiche Wanderwege. Ich habe mir einige Ziele entlang der Straßen raus gesucht, aber hier gibt es noch so viel mehr zu entdecken und zu bewandern. Es gibt verlassene Farmen und keltische Ruinen. Leider hatte ich nicht die Zeit, alles zu entdecken und zugegeben, war das Wetter auch nicht so einladend. Trotzdem war der Nationalpark einer meiner Highlights in Island.
Die kleine Ortschaft Arnarstapi sollte man auf keinen Fall auslassen. Die Ortschaft selbst ist nicht besonders spannend. Es ist ein kleiner Fischerort, in dem nur wenige Menschen leben. Im Sommer werden es ein paar mehr, denn reisende Fischer zieht es an diesen Ort. Im 18. Jhd war hier das Handelsmonopol der Dänen. Und warum sollte man hier umbedingt vorbei kommen? Wegen der Aussicht!
Der Regen gibt mir eine kurze Verschnauspause und ich ziehe los. Als erstes entdecke ich die Steinfigur des Sagenheldes Báður Snæfellsás. Der Sage nach war halb Mensch, halb Riese/Troll. Er verschwand schließlich in dem Gletscher Snæfellsjökull und wurde zum Schutzgeist dieser Region.
Báður Snæfellsás soll vorher hier gelebt haben
Danach ging es weiter zur Küste und ich war kurz sprachlos. Diese Küste ist einfach spektakulär. Schwarzes Gestein, Steilküsten und zahlreiche Vögel. Hier gönne ich mir etwas mehr Zeit um die Küste ausgiebig zu erkunden. Wer noch mehr Zeit hat, kann den beliebten Wanderweg von Arnarstapi nach Hellnar (ca 2,5km) gehen. Besonders bekannt für diesen Ort ist das Felstor Gatklettur. Das Tor erlangte bereits früh Bekanntheit, da schon 1810 der reisende Schotte Sir George Mackenzie darüber schrieb.
Spektakuläre Steilküsten mit spannend geformten Steinen!
Großartige Höhlen gibt es hier auch!
Soooo schön!
Das Felstor Gatklettur
Von verschiedenen Aussichtspunkten aus kann man die Küste bewundern
Das rauhe Meer spielt mit der Küste
Als ob jemand Steinstäulen gestapelt hätte!
Auf einmal tut sich mir neben dem Wanderweg ein tiefes Loch im Boden auf. Ich kriege es kaum aufs Bild, so gewaltig ist es. Im Inneren sammelt sich Meerwasser, welches sich gewaltvoll an den Wänden bricht.
Es geht tief runter!
Sitzt du bequem?
Ein weiteres Felstor wartet noch auf mich. Hier kann man sogar drüber spazieren
Außerdem kann man hier zahlreiche Möwen beobachten
Es ist so schön hier – am liebsten würde ich hier einziehen!
Die tollen Landschaften scheinen gar nicht mehr zu enden
Wer noch nicht genug von dieser Aussicht hat, sollte noch einen kurzen Stop am Hellnar View Point machen. Entweder man wandert dorthin, oder man fährt mit dem Auto. Hier gibt es nochmal eine ähnliche Aussicht auf spektakuläre Klippen und Steine. Die Region Hellnar ist die südlichsten Südspitze der Halbinseln. Elfenfans können sich freuen, denn hier soll man viele Elfenhügel finden. Generell glauben in dieser Region noch viele Leute an Elfen.
Großartige Aussichten am Hellnar View Point
Was für unfassbar tolle Details!!
Das mit den Elfen wollte ich mir nochmal etwas genauer ansehen. Ein bekannter Punkt für Elfenfans ist der Felsen Lóndrangar. Die Felsnadel soll eine Elfenkirche sein. Hier sieht man die Überreste eines alten Kraters. Der Großteil des Kraters wurde bereits von Wind und der Brandung abgetragen. Einen tollen Blick auf ihn hat man von einem View Point, der sehr gut mit dem Auto zu erreichen ist.
Tolle Aussichten auf die 61m hohe Felsnadeln vom View Point aus
Ich weiß nicht, ob man vom View Point aus Lóndrangar erreichen kann. Wer aber näher dran möchte, kann einen Stop am Malarrif Lighthouse machen. Von hier aus führt eine kurze Wanderung (ca 2,2km) direkt bis an den Felsen heran. Der Weg dorthin ist aber auch schon sehenswert. Neben den Wegen kann man tolles Moos entdecken – welches wir aber natürlich nicht betreten. Zu dem Zeitpunkt hat es ziemlich geschüttet, also bin ich von der kleinen Wanderung direkt zum Auto geflüchtet und habe den Leuchtturm keine weitere Beachtung geschenkt.
Der Leuchtturm, der von mir schändlich vernachlässigt wurde
Die kleine Wanderung zum Elfenort
Sehe nur ich hier ein kleines Pegasus-Pony von hinten?!
Eine super Wanderung! Elfen konnte ich aber keine entdecken :-(
Hier in der Region gibt es einige verzweigte Höhlensysteme. Übrigens soll Jules Vernes Geschichte Reise zum Mittelpunkt der Erde hier beginnen, bzw. kommen sie über eine Höhle des Snæfellsjökull in das Erdinnere. Damals ging man davon aus, dass es unter der Erde ein durchziehendes Höhlensystem gibt. Heute weiß man es besser – trotzdem gibt es hier zahlreiche verbundene Höhlen, die die Fantasie anregen kann.
Seinen Höhepunkt hat das Wetter aber am Strand Djúpalónssandur erreicht. Der Wind inkl. Regen peitscht mir ins Gesicht. Gar nicht mal so angenehm. Am Parkplatz aus gibt es für die lauffaulen eine Aussichtsplattform, aber man sollte hier trotzdem einen näheren Blick wagen. Direkt am Anfang des Strands kann man etwas über die sogenannten Kraftmesssteine lesen. Mit diesen Steinen konnten die Wikinger die Muskelkraft eines Mannes messen. Wollte ein Mann auf einem Ruderboot anheuern, musst er seine Kraft unter beweis stellen. Es gab Steine mit 154kg (genannt „Ganzstzarker“), 100kg („Halbstarker“) und 54kg („Brauchbar“) – konnte man diese heben, durften sie mit. Der 23kg schwere Stein („Schwächling“) reichte nicht aus.
Blick auf den Strand vom Viewpoint aus
Auch hier gibt es tolle Felsen zu entdecken
Am Strand selbst sieht man rostige Bootsteile. Diese stammen von dem englischen Trawler Epine, der im März 1984 hier auf Grund lief, als die See fürchterlich stürmte. Die meisten Männer der Besatzung ertranken. Nur 5 konnten gerettet werden. Heute sind die Wrackteile Zeugnisse der Geschichte, die nicht bewegt oder entfernt werden dürfen.
Reste des Schiffes Epine
So wie es hier stürmte, kann ich verstehen, dass ein Schiff kentern kann
Langsam etwas durchgeweicht, stapfe ich zurück zum Auto. Mein nächstes Ziel ist der Saxhólar Krater. Das Wetter scheint sich etwas zu beruhigen, aber leider scheint es nur. Der Wind peitscht mir weiterhin den Regen ins Gesicht. Aber zumindest die Aussicht wird schöner, den irgendwo in der Ferne herrscht schönes Wetter, dass zumindest die Bilder „sonniger“ werden. Neben dem Krater befinden sich ausgebaute Stufen, die die Besteigung erleichtern. Es geht ganz schön steil bergauf. Das letzte mal ist der Vulkan vor 3.000/4.000 Jahren ausgebrochen.
Der Krater Saxhólar in seiner ganzen Pracht
Der Krater ist heute komplett bewachsen
Zumindesti in der Ferne wird das Wetter besser
Es klart auf..!
Endlich!! Schließlich klarte es doch noch auf. Es war noch windig, aber der Regen ließ nach. Passend für das nächste Ziel. Der Skarðsvík Beach. Geradezu idyllisch liegt er da, zwischen den Felsen und ist damit auch etwas windgeschützt. Dadurch kann es hier auch mal wärmer werden. Schwimmen sollte man hier zwar nicht, denn die Brandung ist zu stark, aber ein Hauch von Strandurlaub-Feeling kommt auf. Ich genieße die Ruhe dieses Ortes, als plötzlich eine Seehund den Kopf aus dem Wasser streckt und die wenigen Besucher des Strandes argwönisch zu mustern scheint. Er versucht es hier und da, als hoffte er, wir würden verschwinden. Falsch gedacht. Er hat uns dann keinen Besuch mehr abgestattet und ist wieder in den weiten des Meeres verschwunden.
Gelber Strand und Meeresrauschen am Strand Skarðsvík
Dieser kleine Seehund streckte einfach so seinen Kopf aus dem Wasser! Woah!
Die Punkte waren alle grandios, aber es hatte mehr das Gefühl von einer Hop-On-Hop-Off Tour, weil sie z.T. so nah aneinander lagen. Trotzdem wollte ich keinen missen (und hätte mir gern noch mehr angeschaut). Ich muss gestehen, langsam wurde ich müde. Aber das gute Wetter – langsam streckte auch die Sonne ihren Kopf zwischen den Wolken hervor – musste genutzt werden. Der nächsten Stop war die Quelle „Well of the Irish“.
Man weiß nicht so genau, warum die Quelle genau diesen Namen hat. Hier befand sich ein Brunnen, der als Wasserquelle diente. Schließlich füllte er sich mit Sand (oder wurde gefüllt?) und der Standort geriet in Vergessenheit nach dem die Farm an diesem Ort um 1940 still gelegt wurde. Man suchte wohl später nach dieser Quelle – fand sie aber nicht. Erst 1989 kehrte ein Enkel der letzten Bewohner der Farm an den Ort zurück. Er hatte hier einen Großteil seiner Kindheit verbracht und kannte den Standort noch. Sie konnte freigelegt werden. Einige Stufen ging es hinunter zum Brunneneingang. Hier befand sich außerdem ein alter Walknochen, der auch heute noch hier zu sehen ist.
Die Quelle war ein fast magischer Ort, der sich leider kaum auf einem Foto einfangen ließ
Der Walknochen sieht von unten wie eine überdimensionale Spinne aus!
Ich scheine dem schlechten Wetter entkommen zu sein!
Direkt auf der anderen Straßenseite der Quelle befindet sich Gufuskálar – eine ehemalige Fischstation, die während des 15 – 20. Jhd in Benutzung war. Heute kann man noch die Überreste der halbverfallenen Fischerhütten sehen. Sie sind von Lava und Moos umgeben. Damals wurden hier Fische zum Trocknen aufgehängt.
Kaum zu glauben, dass dieser Ort man ein wirtschaftlich wichtiger Ort war
Moos, Lava und ein paar halbverfallene Fischerhütten
Die Tour näherte sich langsam ihrem Ende. Trotzdem hatte ich noch ein gutes Stück zu fahren vor mir, da meine Unterkunft noch über 200km entfernt lag. Ich fahre also weiter und passiere dabei div. Ortschaften. Ich schaue sie mir aber nicht weiter an, da es langsam schon spät wurde. Einen letzten Stop musste ich aber noch machen und zwar am Wasserfall Kirkjufoss.
Dieser Wasserrfall liegt malerisch vor dem Berg Kirkjufel. Alle kommen hierher um ein ganz bestimmtes Foto zu machen: der Wasserfall mit dem Berg im Hintergrund. Wahrscheinlich ist es das meistfotografierteste Motiv des Landes. Natürlich sind die Anwohner darüber wenig begeistert. Als das Motiv durch die Medien ging und Touristen hier her pilgerten, gab es noch keinen Parkplatz und die Autos parkten wild in der Gegend herum. Es wurde Müll hinterlassen und Felder zertrampelt. Daraufhin ließ die Gemeinde einen Weg zum Wasserfall und einen Parkplatz anlegen. Ich habe Glück: das Wetter hält sich und ich kann das wohl klischeehafteste Motiv Islands mit blauem Himmel fotografieren.
Vielleicht kein sehr individuelles Motiv, aber man muss schon zugeben: es ist eine wirklich grandiose Landschaft!
Der Berg Kirkjufel ist bekannt für seine prägnante Form…
.. die aber von der Seite aber wieder ganz anders aussieht
Eine Weiterfahrt mit Hindernissen
Damit war das Sightseeing für heute soweit beendet. Ich war ziemlich müde und es war schon etwas später. Zu meiner Unterkunft waren es trotzdem noch etwa 180km und eigentlich wollte ich jetzt schon da sein. Wenn man niemanden dabei hat, mit dem man sich beim Fahren abwechseln kann, kann das irgendwann schon anstrengend werden. In meinem heutigen Guesthouse konnte ich bis 20 Uhr einchecken. Mein Navi teilte mit eine Fahrtzeit von 1 1/2 Std mit, womit ich noch etwas Puffer hätte. Eigentlich wollte ich mich am liebsten gemütlich irgendwo hinsetzen und entspannen, aber trotzdem freute ich mich nach den vielen Stops auch einfach mal eine längeren Strecke zu fahren.
Zumindest hielt sich das gute Wetter weiterhin
Tolle Landschaften Unterwegs
Ich setzte mich also ins Auto und fuhr los. Zunächst war alles geschmeidig und ich kam gut voran. Nach ein einigen Kilometern wurde die asphaltierte Straße allerdings zu einer Schotterstraße. Da fühlte ich mich zunächst schon etwas unwohler. Aber die Straße war ordentlich und schnell habe ich mich an die erlaubten 80 km/h ran getraut und freut mich über meine Fahrkünste. Ich musste über mein Ich am frühen Morgen lächeln, dass bereits bei kurzen Strecken Schotterstraße zu Sightseeing Punkten stolz auf sich gewesen war.
Die Zeit verging und verging, aber die Rest-Strecke wurde trotzdem nur langsam kleiner. Schotterstraßen sind natürlich anstrengender zu fahren. Diese hatte eigentlich auch nur eine gute Spur und so hielt man immer Ausschau nach entgegen kommenden Verkehr, dem man im Zweifel ausweichen musste. Es ging hoch und runter, was das ganze nicht noch erleichterte. Die Straße war aber trotzdem ordentlich, das Fahren machte auch weiterhin Spaß. Es war aber anstrengender.
Eine schöne Schotterstraße in Island
Schließlich sagte mir mein Navi nur noch 55km. Das schaffe ich jetzt auch noch, dachte ich mir. Die Schotterstraße wurde aber immer schlimmer. Die Schlaglöcher immer tiefer und waren eigentlich nicht mehr zu verfehlen. Ich – und vermutlich auch das Auto – war definitiv nicht glücklich über diese Entwicklung. Aber, gleich bin ich da, dachte ich mir und quälte das arme Auto weiter über die Piste. Bis ich dann plötzlich vor der Straße F586 stand und meinen Augen nicht trauen wollte. Hier ging es nur noch mit Allradantrieb weiter. Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Mein Auto sah schon aus – irgendetwas zwischen in Matsch getunkt und mit Staub gepudert – und ich schon kurz vorm verzweifeln, da ich langsam ziemlich müde war und ich nicht mehr so viel Zeit hatte, bis das Guesthouse schließen sollte.
Im Nachhinein war meine Reaktion mehr als albern, aber in diesem Augenblick war ich wohl einfach zu müde. Ich wusste nicht, wie ich jetzt zum Guesthouse kommen sollte, da mich mein Navi natürlich immer wieder über diese Route schicken wollte. Unter Zeitnot suchte ich also eine Alternative raus. Über die 60 ging es Richtung Süden zurück zur Ringstraße. Im Nachhinein habe ich gesehen, dass ich auch einfach nördlich über die 59 hätte fahren können (nehme ich mal an). Das wäre deutlich kürzer gewesen, aber das hab ich in dem Augenblick einfach nicht wahrgenommen. So war die neue Strecke aber ein ordentlicher Umweg und ich wusste, ich würde die 20 Uhr zum Check-In nicht mehr schaffen. Wer mich kennt weiß, wie sehr ich es hasse unpünktlich zu sein, und das entfachte in mir eine innerliche Unzufriedenheit und Unruhe, die nicht hilfreich war. Aber auch das war eigentlich mehr als albern. Ich rief in der Unterkunft an, sagte kurz bescheid, dass es etwas später wird und hab mich dann zähneknirschend auf den Umweg gemacht. Auf dem Rückweg der Terror-Schotterstraße kamen mir div. Jeeps entgegen. Die Fahrer guckten mich alle an, als ob ich sie nicht mehr alle beisammen hätte, hier mit dem Auto lang zu fahren. Vielleicht spiegelten sich auch nur meine eigenen Gedanken in Ihren Gesichtern wieder…
Autofahren in Island 3 – besondere Regeln
Insbeondere bei Schotterstraßen (da diese oft sehr schmal sind), aber auch asphaltierten Straßen gibt ein paar besondere Schilder, die mach beachten sollte: (von links nach rechts, oben nach unten)
- Einbreid Bru (Einspurige Brücken) – die Regel ist einfach: wer zuerst kommt, mahlt zuerst und hat Vorfahrt. Allerdings ist es immer ratsam, erstmal anzuhalten und die Lage abzuchecken.
- Blindhead (Unübersichtliche Kuppen) – bei einspurigen Straßen könnte es gefährlich werden, wenn man nicht sieht was auf einen zu kommt. Sieht man dieses Schild ist besondere Vorsicht geboten. Logisch.
- Illfaer vegur – hier geht es nur mit einem Allradantrieb Jeep weiter!
- In Island gibt es viele freilaufende Tiere – meistens Schafe, aber auch Pferde und Kühe. Diese können bei jeder Gelegenheit auf die Straße spazieren. Hier ist besondere Vorsicht geboten, insbesondere wenn Schafe und Lämmer durch die Straße voneinander getrennt sind.
- Ansonsten gilt auch hier: immer Sicherheitsgurte benutzen. Und die Scheinwerfer müssen immer eingeschaltet sein. Nach Alkoholkonsum darf man kein Auto mehr fahren.
- Es ist absolut verboten Offroad zu fahren. Dies führt zu Schäden an der Vegetation und wird mit hohen Geldbußen bestraft. Von der gesetzlichen Seite gilt alles, abseits der Straßen als Offroad fahren.
- Wenn es sehr windig ist, die Autotüren beim öffnen festhalten. Sonst kann es sein, dass sie aufgerissen werden und kaputt gehen.
- Zum Thema Fahren in Island gibt es ein paar Informative Videos, wie z.B. dieses hier oder dieses.
- Und zum Schluss noch eine gute Nachricht: wessen Auto so aussieht, wie mein Auto nach diesem Tag, kann es kostenlos und schnell waschen. An vielen Tankstellen gibt es entsprechende Schläuche mit Bürsten vorne dran, mit denen man mal schnell drüber wischen kann.
Endlich angekommen in …..
Lange Rede, kurzer Sinn. Nach einer gefühlten Ewigkeit, kam ich dann endlich an meinem Ziel an. Die ganze Situation wurde nicht besser, dass mein Auto dann noch unterwegs eine Meldung brachte, die das Fass zum überlaufen brachte (ich hatte ja die ganze Zeit nur drauf gewartet und das wäre doch die perfekte Situation gewesen, oder?), die sich aber später als unerheblich heraus stellte. In diesem Augenblick war es dann aber vorbei. Völlig aufgelöst kam ich in der Unterkunft an. Die nette Dame von dem Guesthouse hatte aber auf mich gewartet. Es stellte sich dann raus, dass ich der einzige Gast in dieser Nacht hier war. Gut für mich: ich hatte alles für mich alleine. Gewartet hat die nette Dame dann aber die ganze Zeit nur auf mich.
Erholt habe ich mich dann im Guesthouse Langafit. Eine der schönsten Unterkünfte auf meine Reise. Vielleicht auch weil ich einfach heil froh war, angekommen zu sein (und den Weg gefunden zu haben) und ich die kleine Hütte für mich alleine hatte. Die Gastgeberin war auch super nett und hilfsbereit.
Nichts besonderes, aber sehr gemütlich!
Und ja, … ab da an habe ich alle Routen meines Navis _vorher_ gecheckt.
Siehe auch:
Teil 2 meines Islands Reiseberichts: Durch den Hvalfjörður nach Borgarnes
Teil 4 meines Islands Reiseberichts: Unterwegs im Norden bis nach Akureyri
Übersichtskarte mit allen genannten Punkten und Route