Verdun ist eine sehr geschichtsträchtige Stadt Frankreichs. Neben der Stadt gibt es auch einige Ziele außerhalb, die einen Stop wert sind. Auf einem Zwischenstopp haben wir uns das mal angesehen…
Ein Rundgang in Verdun
Auf dem Heimweg unseres kleinen Frankreich-Besuches haben wir noch einen kurzen Zwischenstopp in Verdun, in Lothringen gemacht. Im Mittelalter war sie eine blühende Handelsstadt, dies ließ allerdings ab dem 13. Jhd nach. 1648 wurde die Stadt – nachdem sie zeitweise auch zu der Deutschen Nation gehörte – endgültig Frankreich zugeteilt.
Verdun liegt auch an der Meuse!
Sie ist bekannt für die Schlacht um Verdun im ersten Weltkrieg. Sie fand zwischen Februar und Dezember 1916 statt – 300 Tage ohne Waffenruhe. Die Deutschen wollten die französische Armee um Verdun ausbluten lassen – aber die französische Linie war deutlich schwerer einzunehmen als erwartet. Beide Seiten, sowohl die Stadt als auch die Dörfer im Umfeld, erlitt schwere Verluste (300.000 Tote und Vermisste, 400.000 Verletzte auf deutscher und französischer Seite). Auch heute kann man die noch sichtbare Narben sehen, die der Krieg hinterlassen hat. Die Schlacht gilt als Symbol für das menschenverachtende Gesicht des Ersten Weltkrieges, aber auch als für die Versöhnung zwischen zwei ehemals verfeindeten Völker.
Neben der Stadt Verdun, gibt es auch einige Sehenswerte Ziele im Umfeld. Zunächst haben wir uns die Stadt selbst angesehen. Unser Rundgang beginnt mit einem Spaziergang an dem Ufer der Meuse.
Ein hübscher Platz für einen Spaziergang
Unser Weg führt uns zur Porte Chaussée und dem Soldatendenkmal. Die Porte Chaussée ist eins von 3 Stadttor, welches 1380 entlang der Meuse in Verdun errichtet wurden. Während 1755 bis 1860 diente es als Militärgefängnis – es wurde geschlossen, da die Lebensbedingungen der Gefangenen unzumutbar waren. 1889 wurde es von der Stadt gekauft und ist seitdem ein historisches Denkmal.
Ursprünglich sollte der Durchgang vergrößert werden, damit auch Fahrzeuge hindurch fahren können – die
Bewohner waren allerdings dagegen
Das Soldatendenkmal
Unterwegs in den Straßen von Verdun
Als nächstes geht es zum Monument a la Victoire et aux Soldats de Verdun. Dieses Soldaten- und Siegesdenkmal wurde 1929 eingeweiht und erinnert an die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Gerichtet ist die Statue auf der Spitze nach Osten – die Richtung des damaligen Feindes. 73 Stufen führen nach oben, wo sich eine Krypta befindet, die von April bis November geöffnet ist und kostenfrei besichtigt werden kann. Hier findet man u.a. ein Namensregister aller Soldaten, die Träger der Verdun-Medaille (Gedenkmedaille) sind. Nebenbei hat man von oben eine sehr hübsche Aussicht auf die Umgebung.
Eine Allee zum Monument a la Victoire
73 Stufen führen nach oben
Im Inneren der Krypta befindet sich das Namensregister
Weiter geht es Richtung Süd-Osten zur Kathedrale von Verdun. Sie ist die älteste Kathedrale Lothringens. Seit dem 4. Jhd ist Verdun der Bischofssitz und so wurde der Bau um 990 herum veranlasst. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Kathedrale durch zahlreiche Granaten beschädigt, so wurde sie anschließend von 1920 bis 1935 restauriert. Da die Kirche immer wieder beschädigt und restauriert/erweitert wurde, vereint sie viele architektonischen Stile von der Romantik bis zum Barock. Außerdem gilt sie als Symbol der Stadt, da sie immer wieder aus den „Ruinen“ wieder auferstanden ist.
Die Kathedrale von Verdun mit ihren beiden Türmen
Im Inneren der Kirche gibt es zahlreiche Gemälde zu bewundern
Auch sehr schön in der Altar in Barock
Direkt daneben befindet sich im Palais Episcopal das Weltzentrum für Frieden, Freiheit und Menschenrechte. Neben dem hübschen Palais mit Innenhof, gibt es hier zahlreiche Ausstellungen zum Thema Frieden, Freiheit und Menschenrechte zu sehen. Das Palais war der ehem. Bischofspalast und wurde als repräsentative Residenz der Bischöfe in Verdun genutzt. Nachdem Kirche und Staat getrennt wurden, fiel das Palais 1906 in den Besitz der Stadt. 1916 wurde es während des Ersten Weltkrieges stark beschädigt. Es wurde restauriert und diente weiterhin dem Bischof als Sitz. 1994 konnte das Weltzentrum eröffnet werden.
Der Eingang zum Weltzentrum
Das Palais Episcopal mit den Kirchtürmen im Hintergrund
Der Innenhof kann kostenfrei besichtigt werden. Die Ausstellungen kosten von 5-9 € – je nach Ausstellung.
Eine Ausstellung im Innenhof
Unser Weg führt uns vorbei an der Porte Châtel. Es wurde im 12. Jhd erbaut und ist damit das älteste Tor der Stadt. Es gehörte ursprünglich zur alten Stadtmauer, die damals die Oberstadt umgab.
Auf den Straßen von Verdun
Die Porte Châtel und Reste der Stadtmauer
Unser Rundgang in Verdun war fast beendet – der letzte Stop war an der Zitadelle. Diese besteht für Besucher aus zwei Teilen: einmal die Citadelle Haute und die Citadelle Souterraine. Im 17. Jhd wurden die Verteidigungsanlagen der Stadt durch die Zitadelle verstärkt. Während des deutsch-französischen Krieges um 1870 wurde die Zitadelle von preußischen Truppen belagert und später bis 1873 besetzt. Nach Abzug der Truppen modernisierten die Franzosen die Festung bis 1893. Jetzt gab es Gänge, die bis 16m unter die Erde führten und insgesamt 4km lang waren. Rund 2.000 Menschen fanden in den Unterkünften platz. Die Zitadelle war wie eine kleine, unterirdische Stadt.
Während des Ersten Weltkriegs wurde die Zitadelle stark von Granaten beschossen. Dies verursachte aber in erster Hinsicht nur oberflächliche Schäden und die Tätigkeiten konnten in der Zitadelle ganz normal weitergehen. Heute wird die Zitadelle z.T. noch von der französischen Armee benutzt. Ein Teil ist aber auch für die Öffentlichkeit geöffnet.
Die Citadelle Haute ist erst seit 2009 öffentlich zugänglich, kann aber nur in Form von einer geführten Besichtigung besucht werden. Das Tor ist leider geschlossen und man kann auch keinen Blick erhaschen. Während der Führung kann man die Geschichte der Zitadelle vom Mittelalter bis heute nach verfolgen. Leider zerfallen die Gebäude wohl nach und nach, da bisher keine Restaurierungsarbeiten statt gefunden haben.
Ein Blick durch den Zaun werfe ich trotzdem
Seitlich kann man aber auch einen guten Blick auf die unten liegenden Gebäude werfen
Die Citadelle Souterraine kann ganz normal besichtigt werden – eine Reservierung wird aber empfohlen. Der Eintritt kostet 9 €. Auf einer Rundfahrt durch die unterirdische Zitadelle kann man das Leben der damaligen Soldaten kennen lernen. Mit einer Gondel, die mit Audioguides ausgestattet sind, fährt man durch die verschiedenen Stationen, wie z.B. das Krankenhaus, eine Küche, aber auch eine Bäckerei. Ich habe diese Tour schon vor vielen Jahren mal gemacht und fand sie sehr interessant.
Hier gehts von der Oberstadt runter
Der Eingang zur Citadelle Souterraine
Auch um die Zitadelle herum gibt es hübsche Plätze zu entdecken
Wer noch eine Süßigkeit oder ein Mitbringsel aus Verdun braucht, kann einen Stop in dem Geschäft Dragees Braquier machen. Verdun ist die Stadt der Dragees – die älteste Süßigkeit Frankreichs. Die Mandeln, umhüllt von Zucker wurden 1220 von einem Apotheker erfunden, der eine Transportlösung für Mandeln suchte. Heute sind sie ein beliebtes Geschenk bei Hochzeiten, Taufen und Familienfeiern. Bei Dragees Braquier gibt es die Dragees auch mit Krokant, Likör, Haselnüssen und Marzipan. In der Innenstadt gibt es einen kleinen Shop. Wer aber mehr über die Dragees erfahren möchte, fährt in die Fabrik – etwas außerhalb des Zentrums -, wo Besichtigungen und Verkostungen angeboten werden.
Das Beinhaus von Douaumont
Wir verlassen Verdun und ziehen los, um zu sehen, was die Umgebung noch sehenswertes zu bieten hat. Wir fahren zum Beinhaus von Douaumont. Die nationale Grabstätte enthält die Gebeine von etwa 130.000 Gefallenen, die nach der Schlacht um Verdun nicht identifiziert werden konnten. Errichtet wurde die Stätte auf dem Gebiet der ehem. Ortschaft Douaumont. Der Bau begann allerdings erst ab 1920, davor wurden die Gefallenen in einem provisorische Ossarium bestattet. Dann beschloss man aber, ihnen eine würdigere Begräbnisstätte zu geben. Das 137m lange Beinhaus symbolisiert ein Schwert, welches bis zur Parierstange in die Erde gerammt ist.
Das Beinhaus kann kostenfrei besichtigt werden. Man kann die Kapelle und den Gewölbegang besichtigen. Für 6 € kann man den Turm besteigen, in dem sich ein kleines Museum befindet, und eine Filmvorführung besuchen.
Vor dem Beinhaus befindet sich ein großer Soldatenfriedhof mit 15.000 Gräbern.
Im 46m hohen Turm befindet sich eine 2 Tonnen schwere Glocke, die zu offiziellen Anlässen läutet
An der Außenseite befinden sich Wappen aller Städte, die Geld für den Bau des Beinhauses gespendet haben
Seitlich des Beinhauses gibt es auch nochmal ein Denkmal jeweils für die muslimischen (östlich vom Beinhaus) und die jüdischen Soldaten (westlich vom Beinhaus).
Das Denkmal Tranchée Des Baillonnettes
Als nächstes Stand wieder ein Denkmal auf dem Plan, und zwar das Tranchée Des Baillonnettes. Dieses Denkmal wurde von einem Amerikaner in Auftrag gegeben. Es soll an die französischen Soldaten erinnern, die während eines schweren Bombenangriffs in einem Schützengraben begraben wurden. Nur Ihre Bayonettspitzen schauten oben noch raus. Es gilt heute als ein Symbol für das Schlachtfeld Verduns.
Der Eingang des Denkmals
Das Denkmal von außen
Das Denkmal von „Innen“
Wer sich noch etwas die Beine vertreten möchte, kann entweder von hier zum Beinhaus Douaumont oder umgekehrt laufen. Durch das kleine Waldstück zwischen den beiden Punkten führt ein schmaler Waldweg, der wirklich sehr hübsch ist. Im Internet steht der Weg ausgewiesen mit „Chemin et ruines“. Wirkliche Ruinen konnten wir leider nicht entdecken, aber wir sind auch nicht die komplette Strecke gelaufen.
Auf der anderen Straßenseite vom Denkmal geht es in den Wald
Ein schöner, grüner Waldweg
Besichtigung des Fort Douaumont
Unser nächster Stop war beim Fort Douaumont – das stärkste Fort des äußeren Fortgürtels der französischen Feste Verduns. Es wurde von 1885 bis 1913 errichtet. Zu beginn des Ersten Weltkriegs wurde das Fort von deutschen Truppen eingenommen. Da das Fort einen hohen ideellen Wert für die Franzosen besaß, wurden zahlreiche Versuche unternommen, es wieder zurückzuerobern. Nach 8 Monaten gelang den französischen Truppen die Wiederbesetzung des Forts. Heute kann es von Innen und Außen besichtigt werden. Der Eintritt kostet 4 € und dazu erhält man ein Infoblatt (in deutsch möglich), welches verschiedene Stationen des Forts beschreibt.
Angekommen am Fort Douaumont
Im inneren des Forts
Eine der Soldaten-Unterkünfte
Einer der zahlreichen Nebengänge des Forts
Oh! Ein Geheimgang!
Man kann das Fort auch von Außen erkunden
Alte Mauern
Es gibt in der Region noch ein weiteres Fort welches besichtigt werden kann, und zwar das Fort Vaux. Hier war ich schon vor einigen Jahren in Verdun gewesen und habe mir dieses Fort angesehen.
Ein Laufgraben und eine Bunkerruine
Auf dem Weg zum Fort Douaumont kann man noch einen interessanten Stop machen. Keinen ganzen Kilometer von dem Fort entfernt, gibt es einen kleinen rekonstruierten Laufgraben. Durch diesen kann man durchlaufen. Auf der anderen Straßenseite gibt es die Überreste eines Schutzbunker zu sehen. Er diente wohl den kämpfenden Infanteristen als Unterstand. Durch Beschuss wurde er stark beschädigt und heute ist nur noch eine Ruine übrig.
Einmal durch den Graben spazieren….
Der ehemalige Schutzbunker liegt friedlich zwischen den Bäumen
Heute ist nur noch eine Ruine übrig
Die zerstörten Dörfer
In dieser Region gab es damals 9 Dörfer, die während des Ersten Weltkriegs völlig zerstört wurden („Villages détruits“). Generell gibt es in der Gegend div. kleinere Ziele, die man sich ansehen kann. Allerdings sollte man auch heute noch beachten, dass Blindgänger, Sprengstoffe oder Munitionsreste herum liegen können. Daher sollte man sich nur innerhalb der Wege bewegen. Damals war diese Gefahr natürlich noch deutlich größer, daher wurden die Dörfer nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. Trotzdem haben die Städte den Status als französische Gemeinde bis heute behalten – es gibt sogar eine Postleitzahl und einen Bürgermeister.
Eines dieser Dörfer war Fleury-devant-Douaumont, an welche eine kleine Kapelle erinnert. Häuser gibt es hier heute keine mehr. Ein Spaziergang entlang des Waldes lohnt sich auch. Auf den ersten Blick sieht die Landschaft fast idyllisch aus. Kleine, sanfte Hügel erheben sich – soweit man sehen kann. Alle mit grünem Gras bewachsen. Erst auf den zweiten Blick fällt mir ein, dass diese von Granaten und anderen Sprengstoffen „erschaffen“ wurden….
Die Kapelle der Villages détruits
Eine hügelreiche Landschaft bei den Villages détruits
Eines von unzähligen weiteren Denkmälern in der Umgebung von Verdun
Das Mémorial de Verdun
Als letztes gibt es hier noch das Mémorial de Verdun zu erwähnen: ein Museum und eine Gedenkstätte. Das Museum wurde bereits 1967 gegründet. Ab 2013 war es wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Es eröffnete wieder 2016 – pünktlich zum 100. Jahrestag des Beginns der Schlacht um Verdun. Auf 3 Ebenen sieht man zahlreiche Fotos, Sammlerstücke, Zeugenberichte, aber auch ein Rundgang soll den Besuchern die Geschehnisse näher bringen.
Das Mémorial de Verdun
Natürlich gibt es hier auch zahlreiche Gegenstände aus dem Krieg zu sehen
Damit endete unser diesjähriger Ausflug nach Frankreich und es ging zurück in die Heimat. Nächstes Jahr kommen wir wieder und ich habe auch schon die ein oder andere neue Idee für einen Ausflug!