Am nächsten Tag ging es schon wieder nach Lothringen, und zwar nach Nancy. Es gibt hier unzählige schönen Bauten vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit – prachtvolle Jugendstilvillen und Stadthäuser, aber auch Botanische Gärten und Parks. Die Altstadt gehört zum Weltkulturerbe der Unesco.
Lothringen (oder auch auf Französisch Lorraine) ist eine Provinz im Nordosten Frankreichs zwischen der Champagne und dem Elsass und beinhaltet das hostorische Herzogtum Lothringens.
Nancy war früher die Hauptstadt des Herzogtums Lothringen und nach der Revolution die Hauptstadt der Provinz Lothringen. Die Devise der Stadt lautet „non inultus premor“ (Niemand bedrängt mich ungestaft) – dies bezieht sich auf die Schlacht 1477 und dem Tod von Karl des Kühnen.
Um 1050 wurde von dem Herzog Gerard eine Burg namens Nanciacum errichtet. Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahre die Stadt. Unter Karl III erlebte Nancy in den Jahren 1489-1544 seine Blütezeit. Bis zum 18 Jh gehörte sie zum Herzogtum Lothringen und somit zum heiligen Römischen Reich der Deutschen Nation. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt schwer verwüstet. Sie wurde immer wieder von französischen Truppen besetzt und schließelich wurde sie wieder an das Königkreich Frankreich übergeben.
Der abgesetzte polnische König Stanislaus regierte die Stadt als Herzog, nachdem Ludwig XV ihm diese übergab. Nach seinem Tod ging die Stadt endgültig wieder an die französische Krone über. 1790 war sie während der französischen Revolution für die Nancy-Affäre bekannt. Soldaten forderten u.a. die Auszahlung ihres Soldes und hatten ihre Offiziere gefangen genommen. Der Aufstand wurde in einem Straßenkampf blutig nieder geschlagen – das brutale Vorgehen und der Tod von Soldaten und Offizieren wurde in ganz Frankreich bekannt.
Nach Deutsch-Französischen Krieg im Jahre 1870 bis 71 fiel der Nord-östliche Teil Lothringens wieder dem Deutschen Reich zu – der westliche Teil blieb aber im französischen Besitz. Nancy bekam zu dieser Zeit die deutsche Bezeichnung Nanzig/Nanzeg. Im ersten Weltkrieg richteten Bombenangriffe großen Schäden in der Stadt an. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt fast 4 Jahre lang besetzt und erst im September 1944 in der Schlacht um Lothringen befreit.
Unsere Tour startete am Porte Sainte-Catherine.
Es ging weiter durch den Jardin Dominique Alexandre Godron. Im 17. Jh war hier ein botanischer Garten der erst 1758 zur öffentlichen Grünanlage wurde.
Seit 1993 trägt er seinen heutigen Namen – er wurde nach Alexandre Godron benannt, der den Garten in der zweiten Hälfte des 19. Jh leitete. Hier steht ein Denkmal von 1885 von dem Forschungsreisenden Jules Crevaux der auf einer Expiditon in Südamerika ums Leben gekommen ist.
Der Place d’Alliance
Die Opera National de Lorraine (rechts)
Und schließlich das Hightlight von Nancy: der Place Stanislas. Er wird von vielen als einer der schönsten Königsplätze Europas bezeichnet.
Das größe Gebäude im Hintergrund ist das Hôtel de Ville – das Rathaus – das die komplette südseite des Platzes einnimmt.
Es ist dem ehemaligen polnischen König Stanislaus I. Leszczynski gewidmet. Er wurde von 1752 bis 1760 angelegt und hieß früher la Place Royal. Er ist im typischen Französischen Königsplatz Stil erbaut: einheitliche Fassaden mit einem zentralen Herrscherbild. Ursprünglich konnte der Platz noch von Autos befahren werden. Zum 250. Geburtstag wurde er in eine Fußgängerzone umgebaut.
An den Seiten gibt es zwei Brunnen. Hier der Amphitritebrunnen.
Ursprünglich war das Denkmal dem damaligen König Ludwig XV gewidmet. Dieses wurde allerdings während der französischen Revolution entfernt und seit 1831 zeigt es das Denkmal Stanislas.
Der Neptunbrunnen
L’Arc Here
Direkt dahinter befindet sich der Place de la Carrière aus dem 16. Jh mit zwei lange Baumreihen. Er war ursprünglich ein Turnierplatz.
Daneben befindet sich der Parc de la Pepiniere. Er ist die grüne Lunge von Nancy. Hier tummeln sich Spaziergänger, Jogger und eigentlich jeder, der sich im Grünen erholen möchte.
Ursprünglich war er als königliche Baumschule gedacht und wurde von Stanislaus angelegt. Hier befand sich früher der Herzogpark und die Befestigungsanlage der Altstadt.
Man findet hier allenmöglichen Schnickschnack wie einen Rosengarten, Pavillions, Springbrunnen, aber auch Golfplätze, Spielplätze und Tiergehege.
Die Rue des Cordeliers
Der Herzogenpalast Palais Ducal. Das Gebäude stammt aus dem 16 Jh.
Nancy besitzt eine sehenswerte und abwechslungsreiche Innenstadt. Im Norden hat man eher die Mittelalterlichen Bauten und die Altstadt – im Süden hat man die Neustadt. Im Westen und in der Innenstadt findet man das Villengebiet mit vielen Jungendstil bauten vor.
Wir befinden uns nun in der Altstadt. Das große Tor im Hintergrund ist die Porte de la Craffe.
L’Eglise des Cordeliers – hier drin befindet sich heute das Musée Lorrain
Zurück zu der Porte de la Craffe. Es ist eines der ältesten Stadttore von Nancy aus dem 14 Jh. Die zwei mächtige Rundtürme dienten damals als Kerker.
Interessanterweise, sieht das Gebäude von der anderen Seite ganz anders aus.
Direkt dahinter befindet sich das Porte de la Citadelle aus dem 17 Jh. Auch hier sind Vorder- und Rückseite optisch sehr verschieden.
Die Universität für Mathematik und Physik
Die Grande Rue, eine Einkaufsstraße mit sehr alten und sehenswerten Häusern und Baudenkmälern. Hier gibt es lauter Leckereien in den Konditoreien (Patisserie). Zu den Kuchenspezialitäten gehören Saint Epvre, Duchesse de Lorraine, Gâteau de Nancy.
Auf einigen Bildern hat sie sich bereits drauf geschmuggelt, die Basilique Saint-Epvre.
Sie liegt am Place Saint-Epvre, welcher mit seinen vielen kleinen Cafes eine beliebte Anlaufstelle am Abend ist.
Eine Bodenplatte „Plaque 1477“ – sie erinnert an die Schlacht bei Nancy. An dieser Stelle stand das Haus, in dem der Leichnam des burgunderherzogs Karl des Kühnen aufgebahrt wurde, der am 05.01.1477 vor Nancy gefallen war.
Wir schlendern noch ein wenig durch die kleinen Gässchen.
Schließlich gönnen wir uns eine kleine Pause in einem Cafe und es gibt einen köstlichen Vanille Milch-shake.
Die Saint-Sebastien Kirche am Place Charles III. Die Pfarrkirche war zunächst nur eine vorläufige Kapelle. Die provisorische Kirche wurde 1719 abgerissen und der Baustein für die heutige Kirche wurde 1720 gelegt.
Saint Léon Kirche eine neugotische Kirche aus dem 19. Jh
Und die letzte Kirche für heute – versprochen!: die Kathedrale des Primas. Sie wurde 1703 bis 1742 erbaut.
Der Place Vaudemont, hier findet man im Sommer ein hübsches Fleckchen um auf den Terrassen von Cafes und Restaurants ein Päuschen einzulegen. Hier steht das Standbild des berühmten Graveurs Jacques Callot aus Nancy.
Im Westen liegt die Place Carnot mit dem Obelisk von Nancy. Im Gedenken an den Staatspräsident Sadi Carnot, der 1894 in Lyon ermordert wurde.
Schließlich fielen wir noch in die Maison des Sceurs Macarons ein. Neben den vielen Kuchenspezialitäten ist Nancy auch für seine Macarons bekannt.
Außerdem findet man hier auch die Bergamotte Bonbons, für die Nancy ebenfalls bekannt ist.
Die Macarons sind nicht so wie die Macarons die überall bekannt sind – die Nancy Macarons sind einfach nur die Mandel-Eiweiß Kekse. Aber sie waren auch ohne Creme äußerst köstlich!
Als letztes machten wir noch einen Abstecher zu den Wassergärten. Ich hatte im Internet davon gelesen, aber dann nicht viel dazu gefunden. Kein Wunder, hier gibt es nicht viel zu sehen. Aber ein kurzer Spaziergang am Rhein-Marne-Kanal entlang war auch schön.
Und damit war unser Nancy-Rundgang beendet und es ging mit dem Auto wieder heimwärts ;-)
Dieser Beitrag gehört zu meinem Champagne/Lothringen-Reisebericht. Gehe zu…
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